Wie ich darauf komme? Dem liegt eine kleine Geschichte zugrunde:
Ich war am Freitag bei einer jungen Dame eingeladen, die ihren 12. Geburtstag feierte. Ihr persönlicher Wunsch war es, daß ich als Vorleserin fungieren sollte. Ich habe die Einladung angenommen. 14 Geburtstagsgäste (alle zischen 12-13 Jahre) hatten sich eingefunden.
Ich hatte eine spannende Lektüre ausgesucht, die auch den Jungen
gefallen mußte. Nachdem ich nach etwa 1 Stunde mal eine Pause einlegte, fragte mich einer der Jungen: "Sag mal, bist Du ein Blaustrumpf"? Zunächst war ich etwas irritiert, doch dann kam die Gegenfrage: "Wie kommst Du denn auf diesen Ausdruck?" Es stellte sich dann heraus, daß sein Vater über seine Schwester - also der Tante des Jungen - sagte, daß sie ein Blaustrumpf sei. Ich habe eine kurze Erklärung abgegeben und die Kinder waren zufrieden. Mir ist diese Dame, eine unverheiratete Frauenärztin, persönlich bekannt.
Mich ließ diese Thema aber nicht los und ich bat Herrn Prof. Sowatzky, dieser Sache nachzugehen und uns darüber zu berichten. Hier sind seine Ausführungen:
Herkunft des Begriffs: zusammengesetzt aus blau und Strumpf.
Der Begriff in der späteren Bedeutung geht auf England Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Um 1750 eröffnete die Londoner Literatin Elizabeth Montagu ihren Salon für "schöngeistige Partys" und lud Gäste zu literarischen Themenabenden und Diskussionen. Einer der dort verkehrenden Herren war der Botaniker Benjamin Stillingfleet, der statt der zur feinen Herren-Abendgarderobe gehörenden schwarzen Seidenstrümpfe mangels entsprechender Mittel billige blaue Garnstrümpfe trug. Dieses skandalöse modische Vergehen sprach sich herum und die Teilnehmer der "intellektuellen Feste" wurden allesamt als "Blue-Stockings", "Blaustrümpfe" bezeichnet
Mit dem Ausdruck "Blaustrumpf" bezeichnet man nach Korte in Nürnberg einen Verräter. Es ist auch ein englischer Spottname auf gelehrte Frauenzimmer, deren Federgeübte Finger nicht dazu kommen können, Strümpfe zu waschen, weshalb jene Damen angeblich blaue Strümpfe tragen sollen, um den Schmutz zu verbergen. Darauf anspielend schrieb einmal Byron in sein Tagebuch "Morgen Einladung bei der blauen Miss."
Blaustrumpf war im 19. Jahrhundert eine abwertende Bezeichnung für bestimmte gebildete, aber als unweiblich geltende Frauen. Man zählte sie zu den ersten Angehörigen einer Frauenbewegung analog zur "Emanze" der 1970er Jahre. Die Blaustrümpfe waren keine organisierte Gruppe, wie die späteren Suffragetten, sondern einzelne gebildete Frauen aus dem Bürgertum, die dem zeitgenössischen Frauenbild widersprachen. Die Frauen kämpften für das Frauenwahlrecht und den Zugang zu Hochschulen.
Im 17. und 18. Jahrhundert war "Blaustrumpf" ein Spottname für Gerichtsdiener, die oft blaue Strümpfe trugen. Nach dem "Deutschen Wörterbuch" von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm hatte die Bezeichnung "Blaustrumpf" die Bedeutung "Angeber" oder "Verleumder".
Zum Abschluss ein Gedicht von Marie von Ebner-Eschenbach- Sankt Peter und der Blaustrumpf
- Ein Weiblein klopft an’s Himmelsthor,
- Sankt Peter öffnet, guckt hervor:
- – »Wer bist denn du?« – »Ein Strumpf, o Herr …«
- Sie stockt, und milde mahnet er:
- »Mein Kind, erkläre dich genauer,
- Was für ein Strumpf?« »Vergib – ein blauer.«
- Er aber grollt: »Man trifft die Sorte
- Nicht häufig hier an unsrer Pforte.
- Seid samt und sonders freie Geister,
- Der Teufel ist gar oft nicht dreister,
- Geh hin! er dürfte von dir wissen,
- Der liebe Herrgott kann dich missen.«
seid ich Deine Seite lese, habe ich schon einiges an Klugheit gewonnen, finde ich toll eine schöne Woche wünsche ich Dir und freue mich auf den nächsten Bericht herzl. grüße Siegrun
AntwortenLöschenLiebe Irmi,
AntwortenLöschendeine Darlegungen waren hochinteressant für mich.
Das habe ich alles noch nicht
gewusst.
Herzlichen Dan dafür.
Liebe Grüße
Angela und Elisabeth
Koestlich dieser Artikel Irmi, vielen Dank!
AntwortenLöschenWenn man mich gefragt haette, was ein Blaustrumpf ist, haette ich gesagt: "Na, so eine unverheiratete Klugsch....Intelektuelle." Ganz so daneben waere das ja gar nicht gewesen. Sehr interessant, wo das herkommt und was fuer verschiedene Bedeutungen das hat!
Ich kenne den Blaustrumpf als Bezeichnung für eine altjüngferliche, hochnäsige junge Frau, die sich für alles mögliche zu fein ist.
AntwortenLöschenDeine Erklärungen finde ich super interessant. Danke, liebe Irmi.
Das ist ja mal klasse!!!! Danke für diese Wortschatzerweiterung!!!
AntwortenLöschenLG, Alice
Das war aber spannend!! Hatte keinen schlichten Schimmer zu dieser Bezeichnung....
AntwortenLöschenDas ist aber toll, dass du als Vorleserin eingeladen wurdest. Eine wunderbare Idee! Ich bin jedoch auch "gwunderig", was du vorgelesen hast.
So liebe Irmi ich wûnsche dir einen obergemütlichen neuen Tag!
Herzlich und bbbb
Mal wieder eine sehr interessante und informative Geschichte, wie könnte es auch anders sein.
AntwortenLöschenDen Ausdruck "Blaustrumpf" habe auch ich noch nie gehört.
Liebe Irmi, ich wünsche dir eine wunderschöne Woche.
Liebe Grüße Leppine
Liebe Irmi, danke für diese interessante Geschichte und Bereicherung meines Wortschatzes :) Ich möchte Dir eine wunderschöne Adventszeit wünschen! Ich grüße Dich ganz herzlich! Deine Alice
AntwortenLöschenGuten Morgen, liebe Irmi :)
AntwortenLöschendiesen Beitrag hab ich jetzt mit ganz besonderem Interesse gelesen - einfach toll, was für spannende und alles andere als alltägliche Themen du immer wieder für uns hier hast.
Blaustrumpf - gehört hatte ich den Ausdruck schon - aber nicht gewußt, was genau er noch bedeutet ..nur als Verräter war es mir irgendwie geläufig. Da fragt sich dann - ist das ein Kompliment für die jeweiligen Damen, oder nicht? Doll, dass Kinder auf solche Ausdrücke kommen :)
Ganz liebe Grüße an dich zum Wochenstart,
Ocean :)
Jetzt frage ich mich aber doch ganz dringend, was der Vater des Knäblein von Beruf ist :)
AntwortenLöschenich kannte bis jetzt nur die Bedeutung dieser Redwendung für emanzipierte Frauen. Bei dir habe ich wieder etwas mehr erfahren. Es war sehr interessant.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Irmi
AntwortenLöschenman staunt über die Frage dieses Jungen..also ist doch noch einiges da an Kindern die nicht Masse sondern Klasse ist?? Freu
Höre bei uns gerne im Radio die WAHRE GESCHICHTE..classic radio da kommen solche Sachen ..immer ganz toll gemacht
LG vom katerchen
Nun weiß ich auch Bescheid, warum ich wohl nie Professor werden kann, es fehlt einfach an Wissen...
AntwortenLöschenServus und Ahoi
Kvelli
Blaustrumpf war mir kein Begriff... bis eben.
AntwortenLöschenEinen schönen Tag und liebe Grüße
...unter dem Begriff Blaustrumpf konnte ich mir gar nichts vorstellen (vermutet hatte ich eher so Richtung blaues Blut - Adel...) und bin dank deiner Ausführungen jetzt schlauer, liebe Irmi.
AntwortenLöschenSchneit es bei dir auch so?
Schön aussehen tut es ja, aber wegen dem Auto fahren werde ich eher unruhig, ich mag es einfach nicht. Obwohl ich genau weiß, daß ich mit Winterreifen gut ausgerüstet bin. Wird schon werden.
Wünsche dir einen erfeulichen Montag,
liebe GRüße von Birgitt
Nun ist mir der Begriff Blaustrumpf prägnant geworden.
AntwortenLöschenEin Glück, daß die Frau an der Himmelspforte Einlaß bekam...der liebe Gott hat nämlich keine Vorurteile.
Hab einen guten Wochenstart und liebe Grüße
Marianne ♥
und wieder etwas schlauer ;-) danke das du uns immer so schön aufklärst!!!
AntwortenLöschenlg, kirsten
Hallo liebe Irmi,
AntwortenLöschenda hab ich ja nun einiges nachzulesen gehabt. Das kommt davon, wenn man einfach so für ein paar Tage verschwindet. ;-)
Du hast wieder so interessante Themen eingestellt, daß ich nur so staunen kann.
Das Wort Blaustrumpf habe ich noch nie gehört. Ich hätte überhaupt nicht gewußt, in welche Richtung ich gedanklich gehen müßte, wenn jemand so bezeichnet wird.
Höchst lehrreich.
Liebe Grüße von 2 B's
Liebe Irmi!
AntwortenLöschenVielen Dank für Deine netten Erklärungen. Jetzt bin ich wieder etwas schlauer geworden.
Hab' eine schöne Woche,
Conny
Hihi Irmili ..hier ein etwas längeres Gedicht dazu:
AntwortenLöschenSankt Peter und der Blaustrumpf
Ein Weiblein klopft an's Himmelsthor,
Sankt Peter öffnet, guckt hervor:
- »Wer bist denn du?« - »Ein Strumpf, o Herr ...«
Sie stockt, und milde mahnet er:
»Mein Kind, erkläre dich genauer,
Was für ein Strumpf?« »Vergieb - ein blauer.«
Er aber grollt: »Man trifft die Sorte
Nicht häufig hier an unsrer Pforte.
Seid samt und sonders freie Geister,
Der Teufel ist gar oft nicht dreister,
Geh hin! er dürfte von dir wissen,
Der liebe Herrgott kann dich missen.«
- »Das glaub ich wohl - doch ich nicht Ihn,
O Heilger, wolle noch verziehn!«
Sie wagt es, sein Gewand zu fassen,
Hat auf die Knie sich sinken lassen:
»Du starker Hort, verstoß mich nicht,
Laß blicken mich in's Angesicht
Des Ewgen, den ich stets gesucht.«
- »In welcher Weise, ward gebucht;
Man strebt ihm nach, wie's vorgeschrieben,
Du bist uns fern und fremd geblieben.«
Das Weib blickt flehend zu ihm auf:
»Wär dir bekannt mein Lebenslauf,
Du wüßtest, daß in selgen Stunden
Ich meinen Herrn und Gott gefunden.«
Der Pförtner stutzt: »Allwo? - Sprich klar!«
- »Daselbst, wo ich zu Hause war,
(Mein Handwerk brachte das mit sich)
Im Menschenherzen. Wunderlich
War dort der Höchste wohl umgeben;
Oft blieb von seines Lichtes Weben
Ein glimmend Fünklein übrig nur
Und führte doch auf Gottes Spur.
Ob er sich nun auf dem Altare
Den Frommen reicher offenbare -
Das zu entscheiden ist dein Amt:
Bin ich erlöst? bin ich verdammt?«
Sankt Peter zu derselben Frist
Etwas verlegen worden ist,
Dacht eine gute Weile nach,
Nahm endlich doch das Wort. Er sprach
Und rückt dabei den Heilgenschein:
»Besprich es drin - ich laß dich ein.«
(Marie von Ebner-Eschenbach)
toll, dass der junge den begriff kennt. ich dachte das ist sicher ein "fast" ausgestorbenens wort.
AntwortenLöschenhab einen feinen tag.
lg
ingrid
Boah Irmi,
AntwortenLöschenwas hab' ich wieder viel versäumt,
hier in den letzten Tagen,
gefallen hat mir Alles gut,
da brauchst Du gar nicht fragen. ;-))
Viele Liebgrüße
vom verschneiten
Tiger
=^.^=
Liebe Irmi,
AntwortenLöschendeine Geschichte ist wieder genial. Jetzt weiß ich auch, warum ich keine blauen Strümpfe trage.
LG Sabine
Wow....du bringst meine Hirnwindungen immer wieder richtig in Schwung. Danke für deine tollen Gedichte und Geschichten.
AntwortenLöschenGrüßchen Mummel
Unglaublich, was man hier ales lernt, ich kannte bisher nur die Bezeichnung für "gebildete, aber als unweiblich geltende Frauen"!
AntwortenLöschenWas deinen Kommentar zum Baumstriezel betrifft: es ist so wie bei allem, was man im Urlaub oder in der Ferne geniesst zu Hause gar nicht original herstellbar ist und auch nicht so schmeckt, wie an dem Ort, wo man es kennenlernte, siehe Retsina in Griechenland uvm
Schönen Abend noch!
Das ist ja höchst interessant, liebe Irmi. Da kannte ich ja einige Erklärungen noch nicht. Bisher war mir nur die gängige Bezeichnung unweiblich empfundener, belesener Frauen bekannt. Danke für die ausführlichen Erläuterungen.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Elke
Das hätte ich nicht gedacht, ich hätte den Waid vermutet. Wie frau sich doch so irren kann, danke für die schöne Erklärung und wieder was gelernt. Ja, bloggern so umher macht einen nicht dümmer, herzlichst margit
AntwortenLöschenSoso, die Emanzen sind darauf hervorgegangen. Interessant, interessant.
AntwortenLöschenInteressant :). Wußte ich noch nicht! Übrigens, dein Profilfoto jedenfalls gefällt mir :).
AntwortenLöschenLG Tina
Liebe Irmi. Wieder ein genialer Post. Ich liebe das schon richtig. LG Inge
AntwortenLöschenLiebe Irmi, vielen Dank für Deine nachgeholten, netten Worte für meinen Männe. Ich bin sowieso erstaunt über die gute Besserungswünsche für meinen Mann, von vielen meiner Blog-Leser.
AntwortenLöschenIch finde es eine originelle und wunderschöne Einladungsform zum Geburtstag als Vorlesetante und
Du bist genau die Richtige. Du hast die Gabe, dafür eine wunderbare, einmalige, vielleicht auch ungewöhnliche Geschichte für diese Vorlesung herauszusuchen.
Du verblüffst mich ja auch immer wieder mit Deinen außergewöhnlichen Themen, die Du uns als eine interessante, lesenswerte und immer oft lehrreiche Geschichte hier präsentierst, so wie diese.
Alles Gute für Dich und tschüssi, winke, winke, von der Bettkante, Brigitte
Den Begriff kenne ich gut, wußte aber nicht, woher er stammt. Danke für die Aufklärung!
AntwortenLöschenIch kenne ihn allerdings nicht für gelehrte Frauen, die keine Hausarbeit tun wollen sondern für Frauen, die Männer hassen ;-) So sagt man bei uns jedenfalls. Sogenannte Ober-Emanzen *lach*