Dienstag, 29. März 2011

Manchmal ist es nur ein Wort............

 " Heute gab mal wieder ein Wort das andere!"   - so überfiel mich eine gute Bekannte am Telefon. "Jetzt haben wir den größten Krach und ich gebe nicht nach!"! "Ich fahre zu meiner Mutter nach H...."
Ja, was soll man dazu sagen?. Mir lag auf der Zunge  "Kindsköppe, vertragt Euch, das Leben ist so kurz und viel zu Schade für so etwas!!" Aber als Aussenstehende ist man lieber zurückhaltend oder ganz ruhig. Man wird einseitig informiert - die zweite Hälfte ist nicht dabei! Es soll ja Leute geben, die sich in jeder Lebenslage diplomatisch verhalten. Die es sich einfach machen und nichtssagende Floskeln loslassen. Ich mag das nicht.
In diesem Fall kenne ich beide Personen sehr gut und weiß sie auch gut einzuschätzen.
Mir fiel ein Gedicht meiner Lieblingsautorin Mascha Kaleko ein. Kurzerhand habe ich sie zu einem Kaffee zu mir eingeladen. Auf der windgechützten Veranda konnte man gut sitzen und plaudern. Sie war noch immer außer sich und so ganz langsam fügte sich ein Mosaiksteinchen an das andere. Ich hatte das Gedicht in der Zwischenzeit kopiert und gab es ihr.  "Wenn Du ruhiger geworden bist, dann lies es. Und reicht Euch heute Abend die Hand zur Versöhnung. Das geht! Ihr werdet beide ruhiger schlafen!" Mehr wollte und konnte ich zu der Angelegenheit nicht sagen.


Kleine Auseinandersetzung
Du hast mir nur ein kleines Wort gesagt,
Und Worte kann man leider nicht radieren.
Nun geht das kleine Wort mit mir spazieren
Und nagt...
Uns reift so manches stumm in Herz und Hirn,
Den andern fremd, uns selbst nur nah im stillen.
Das schläft, solang die Lippen es verhüllen,
Entschlüpft nur unbewacht, um zu verwirrn.
Was war es doch? Ein Nichts. Ein dummes Wort...
So kurz und spitz. Leis fühlte ich das Stechen.
In solchen Fällen kann ich selten sprechen,
Drum ging ich fort.
Nun wird ein Abend wie der andere sein.
Sinnlos mein Schweigen, ziellos mein Beginnen.
Leer wird die Zeit mir durch die Finger rinnen.
Das macht: ich weiß, mich ohne dich allein.
... Ich muß schon manchmal an das Ende denken
Und werde dabei langsam Pessimist.
So ein paar Silben können kränken.
- Ob dies das letzte Wort gewesen ist?
(Mascha Kaleko)

22 Kommentare :

  1. Die Tatsache, dass Du für sie Zeit hattest und zugehört hast, hat ihr bestimmt sehr geholfen :)
    Liebe Grüße

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  2. Das habe ich, du weißt ja, dass ich Mascha genauso mag, wie du :), meinem Freund nach einem Streit auch mal geschickt... nun... er hatte nicht so viel Sinn dafür, aber wir haben uns wieder vertragen ;)

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  3. Manchmal braucht es jemanden, der einem sagt, was wirklich wichtig ist. Hast du gut hinbekommen!

    Lieben Gruss, Brigitte

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  4. Ich gehe nach einem Streit eine Rund spazieren.....wenn ich dann wiederkomme ist Ruhe.....
    *lach* ,lG Christa.

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  5. Irmili ...wunder wunderschön das Gedicht ...und so wahr!!!

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  6. Deine Idee, mit ihr zu reden war bestimmt hilfreich, da bin ich sicher. Das Gedicht hat bei mir gerade Erinnerungen ausgelöst. Ich habe vor Jahren einen ganz ähnlichen Text geschrieben - das "radieren" hat mich darauf gebracht - nur kürzer, ich glaube es war entweder ein Haiku oder eine Art Aphorismus. Und nun blättere ich mich durch mein Archiv an veröffentlichten und unveröffentlichten Gedichten. Meine Güte, was habe ich da nicht alles geschrieben, aber irgendwie ist diese Zeit nun vorbei. Ich bin fast sicher: wenn man erstmal zur Ruhe gekommen ist, dann verliert sich auch das Bedürfnis Gedichte zu schreiben. Eigentlich ist es ja schade. - Entschuldigung, das hatte nun wenig mit deinem Beitrag zu tun, aber es hat bei mir so viel ausgelöst.
    Lieben Gruß
    Elke

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  7. besser als dieses Gedicht hätte man es ja wirklich nicht formulieren können.

    Ich bin auch immer de Meinung, man sollte in solchen Situationen vor dem Schlafen gehen miteinander reden und sich wieder versöhnen.
    Man weiss ja nie, ob man am Morgen noch dazu Gelegenheit findet.

    Liebe Grüsse, Alice

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  8. Liebe Irmi
    Wunderbar! Du hast immer ein passendes Gedicht zur Hand. Ganz toll.
    Herzliche Grüsse, colette

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  9. Ja, liebe Irmi,
    zum Streiten gehören immer Zwei.
    Das Gedicht ist wirklich passend.
    LG Sabine

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  10. wahres Gedicht....
    Mir sagte mal Jemdand: echt mit dir kann man sich streiten? Jemand Anderer: wie du kannst wütend werden, wirklich? Schmunzel, ja ich kann Beides aber es gehört wohl schon was dazu...
    doch was macht man wenn da eine Person ist diese nicht aufhört? Egal was man tut? Rückzug? Wenn Worte im Nichts verdampfen....
    doch vielleicht sollte ich mit Jener wirklich mal streiten, so richtig streiten. Denn es stimmt ja es gehören Zwei dazu.

    Blickwinkel drehen hat ja was
    liebe Grüsse
    Steffi

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  11. Liebe Irmi,
    du hast vorbildlich gehandelt. Meine Hochachtung!
    Ja ein Krach kann schnell passieren.
    Auch wir achten darauf, dass wir uns im Fall des Falles zum Abend wieder vertragen.
    Meist klappt es zum Glück.
    Liebe Grüße

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  12. Gutes Gedicht! Und schön von Dir, daß Du Zeit für sie hattest.

    Liebgruß,
    Tiger
    =^.^=

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  13. Leider fallen einem in solchen Situationen die Lebensweisheiten im Leben nicht ein und hinterher tut es einem leid. Wer macht den ersten Schritt? Schön wenn es dann eine Einladung gibt, zum Kaffee, zum Sitzen in der windgeschützten Varanda......

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  14. Die große Schauspielerin Lilli Palmer sagte schon: Niemals zu Bett gehen, ohne sich vorher versöhnt zu haben.. Ein wunderbares Gedicht hast du uns gegeben. Danke. LG Inge

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  15. Schön dass sie mit dir sprechen konnte. Manchmal klärt nur schon das Erzâhlen und die Sinnlosigkeit des Streits oder die Kleinigkeit die ihn ausgelöst hat wird dadurch bewusst. Wichtig finde ich jedoch, dass man den Kern des Problems erforscht und dort ansetzt mit der Problemlösung und nicht nur immer am "Tropfen der das Fass überlaufen liess" herumstudiert.
    Herzliche grüsse zu dir an den Neckarstrand!
    bbbbb

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  16. Hallo Irmi

    Streiten ist nicht meine/unsere Welt..seine Meinug sagen muss doch kein Streit werden..wir halten es schon so seit über 40 Jahren.Zu unserer FREUDE klappt es wunderbar.

    Was du da als Nächstenliebe gemacht hast..Irmi meine Hochachtung.
    LG vom katerchen

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  17. Och Irmi, das ist wunderschön!
    Und es steckt so viel Wahrheit darin - wie oft ist es nur ein kleines Wort....

    Deine Bekannte ist sicher froh, dass sie mit Dir reden konnte!

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  18. Die Macht der Worte - nur selten sind uns ihre Auswirkungen bewußt, so viel können sie bewirken und verderben, drum seien sie wohl gewählt (auch für scheinbare Banalitäten),
    Lg,
    Sabine

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  19. Eine gute Freundin ist oft schon die halbe Lösung des Problems.
    Das sich aussprechen können hilft und wenn man dann noch ohne viel Gedöns so ein schönes, wahres Gedicht mit auf den Weg bekommt...
    Hoffentlich ist die Botschaft bei Beiden angekommen;-)
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche
    Ina

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.