Dienstag, 19. Juli 2011

Dies und Das und die Tugenden

Das höchste Wesen gab einst in seinem azurnen Palast ein großes Fest. Sämtliche Tugenden waren eingeladen, jedoch nur die weiblichen, keine Männer. Es waren sehr viele erschienen, große und kleine. Die kleinen Tugenden waren angenehmer und liebenswürdiger als die großen: doch alle schienen sehr zufrieden und unterhielten sich überaus freundlich miteinander, wie sich das für nahe Verwandte und Bekannte gehört. Aber da bemerkte das höchste Wesen zwei schöne Damen, die sich noch gar nicht zu kennen schienen. Der Hausherr nahm die eine dieser Damen bei der Hand und führte sie zu der anderen.
"Die Wohltätigkeit", sprach er, auf die erste zeigend: "die Dankbarkeit", fügte er hinzu und wies auf die zweite.
Die beiden Tugenden waren im höchsten Grade erstaunt: Seit der Erschaffung der Welt, und das war lange her, waren sie einander zum ersten Mal begegnet.
(Quelle: Iwan Turgenjew)

"Dankbarkeit ist in den Himmel gestiegen
und hat die Leiter mitgenommen."
(Sprichwort aus Polen)

7 Kommentare :

  1. Dabei sollten die beiden doch Hand in Hand gehen...

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  2. Ja die Dankbarkeit ist eigentlich eine der wichtigsten Tugenden...wie ich finde. Ich vermittelte sie meinen Kindern und heute auch den Enkelkindern.

    Ein schönes Thema hast du da angeschnitten, liebe Irmi

    Ganz liebe Grüsse, Alice

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  3. Hallo liebe Irmi,

    das ist ein wirklich schöner und nachdenkenswerter Text. Über das Stichwort Dankbarkeit hab ich neulich mit meiner Mutter gesprochen. Sie mag den Begriff nicht so - also in dem Sinne, dass man "Dankbarkeit schuldet", das empfindet sie als negativ und würde es auch nicht erwarten von jemandem. (Klar, "Danke" sagen ..ganz allgemein, das natürlich schon..aber in dem Sinne wie "zur Dankbarkeit verpflichtet sein" mag sie es nicht ..weißt, was ich meine?)

    Ich glaube, dass es ihr da ähnlich geht, wie mir mit meinem ablehnenden Gefühl gegenüber dem Begriff "Demut". Ich hab Demut immer mit Unterordnung gleichgesetzt, und sie Dank schulden mit "in der Schuld/unter Druck stehen". Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass beide Begriffe aber auch etwas sehr Positives in sich haben - ohne den jeweiligen "Druck von außen", den wir entsprechend persönlicher Erfahrung damit verbunden haben.

    Ich bin jedenfalls sehr dankbar für all das Schöne, was ich im Leben schon erfahren durfte :)

    Ganz liebe Grüßlis zu dir an den Neckarstrand,

    Ocean

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  4. sehr schön zu lesen wie das so ist und die Dankbarkeit wie wichtig es in unserm Leben immer ist...
    Liebe Grüsse Elke

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  5. Irmi eine wunderbare Geschichte mit dem pssendem Spruch am Ende..
    einen ganz lieben Gruß vom katerchen

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  6. Das wäre in der Tat sehr schade, wenn Wohltätigkeit niemals Dankbarkeit erzeugen würde. Und ich glaube auch nicht, dass es so ist. Allerdings scheint es schon ein negativer, menschlicher Zug zu sein, dass man immer wieder erleben kann, wie Menschen, die Anlass zur Dankbarkeit hätten, ganz im Gegenteil noch über die "Wohltäter" schimpfen. Da könnte man nun lange und intensiv drüber nachdenken und diskutieren, käme sicher sehr schnell auf Begriffe wie soziale Ungerechtigkeit, Hartz 4 und die Oberen Zehntausend, aber das alles träfe in meinen Augen nicht den Kern der Sache. Wenn es mir schlecht geht - egal in welcher Hinsicht - und irgendwer oder irgendwas tut mir wohl, dann bin ich eigentlich immer dankbar. Das ist doch das Natürlichste auf der Welt - oder?
    Lieben Gruß
    Elke (Mainzauber)

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.