Donnerstag, 18. August 2011

Dies und Das und das Gedächtnis

Nein, ich meine nicht das Gedächtnis als solches sondern eher das Geruchsgedächtnis.
Jemand geht auf der Straße an uns vorbei. Für Sekunden hängt ein Parfüm in der Luft, dessen Note uns an etwas erinnert. Aber an was?
Oder aber wir besuchen wieder einmal unsere alte Schule. Und während wir den  Geruch nach Holz und Linoleum und Bohnerwachs schnuppern, steigen Bilder in uns hoch. Wir sehen uns wieder als Schüler, hören vielleicht das fröhliche Pausengeschrei von früher, denken an die Pausenspiele oder spüren  die Beklommenheit, die uns vor einer gefürchteten Unterrichtsstunde erfasst hat.
Die Sinnesorgane sind verlässliche Führer, wenn es darum geht, die eigene Vergangenheit wieder zu entdecken. Augen, Ohren, Nase und Tastsinn habe ihre eigene Sicherheit, an welche diejenige des Gehirns nicht immer heranreicht. Es kann sehr schön sein, wenn man sich diesen Führern überlässt und in Erinnerungen eintaucht. Und komischerweise sind es meist die sonst nie beachteten Nebensächlichkeiten, die nun - so viele Jahre später - Eintritt in eine versunkene Welt verschaffen.
Wie ich gerade heute darauf komme?  Ich ging vorhin in der Stadt an einer jungen Frau vorbei, die ein Parfüm benutzte, dass ich vor vielen, vielen Jahren von einem damaligen Freund geschenkt bekam. Ich hatte vorher noch nie Parfüm bekommen. Marke und Geruch haben sich in mein Gedächtnis eingegraben und ich wurde für kurze Zeit zurückversetzt in die Vergangenheit.
Marcel Proust hat es so formuliert:
Daher lebt der beste Teil unseres Gedächtnisses außerhalb von uns, in dem feuchten Hauch eines Regentages, dem Geruch eines ungelüfteten Raums oder dem Geruch eines eben entzündeten, aufflammenden Feuers, das heißt überall da, wo wir von uns aus selbst das wiederfinden, was unser  Verstand als unverwendbar abgelehnt hatte, die letzte Reserve, die beste, die Vergangenheit.

23 Kommentare :

  1. Dein Post ist wunderschön! Wenn nach einem Sommergewitter der Geruch von warmen Asphalt aufsteigt, erinnere ich mich immer an meine barfüßigen Sommer :o) Wir sind alsk Kinder oft im Sommerregen rumgesprungen und haben uns über die Abkühlung gefreut... Seufz.... Liebe Grüße Schweinchen Schlau

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  2. Wieder TOLL!!!
    Mir geht es ganuso!!! Ich glaube ich habe ein sehr gutes Geruchsgedächtnis:)
    LG♥-Doris

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  3. Ich werde oft durch einen Geruch in ein deja vu versetzt. Oft kann ich mich dann aber nicht erinneren, ich fuehle nur ganz intensiv, dass ich diesen Geruch kenne. Andere Gerueche versetzen mich sofort zurueck und die Erinnerungen sind klar.
    Danke Irmi!

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  4. ja genau, das erlebe ich immer und immer wieder...und das ist doch eigentlich was ganz Schönes, Aufregendes....

    also ich sage mal meistens....bei schlechten Gerüchen ist es ja weniger angenehm *lach*

    Liebe Grüsselein
    Alice

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  5. Ja! Geruchserinnerungen sind viel intensiver als andere...Oft weiß man gar nich genau, woran es einen erinnert, es sind nur Gefühle, die aufwallen.
    Hach! Und grade riecht es draußen nach Wärme und Holz...

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  6. Wie war!
    Ich lese so gerne die Interviews mit den Standardfragen: welcher Geruch erinnert sie an die Kindheit?
    Schöne Tage noch .. hoffentlich (ich meine wettermässig)

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  7. Irmili, du hast du so schön beschrieben. Und ich kenne das auch, dass ich manchmal etwas erschnuppere und auf ein Mal Bilder in meinem Kopf tanzen. Das ist manchmal schön, manchmal blöd.

    LG; dieMia

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  8. jepp geruchtserinnerung sind und bleiben ein leben lang, schon manchmal witzig, was man mit gerüchen in verbindung bringt.
    gglg

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  9. Parfümduft ärgert mich nur.
    Aber mein Dufterlebnis hatte ich in einer Schreinerei.
    Da duftete es so herrlich nach Leim.

    Mein Vater hat damals für die Tischtennisspieler von Schalke 04 die Schläger geklebt. Daher stand auf dem großen Kohleofen hinten immer der Leimtopf.
    Mein Vater hatte halt Schreiner gelernt, durch eine Kriegsverletzung konnte er den Beruf nicht mehr ausüben.
    Aber diesen Duft einzuatmen, da war ich wieder Kind und überaus glücklich.

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  10. das stimmt ganz genau!!
    übrigens bin ich sehr froh das dein problem gelöst ist....freu!
    LG

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  11. Du hast es so treffend beschrieben! Stimmt alles! Was ich manchmal bei den Parfümgerüchen denke: "Weniger wäre mehr!"

    Schönen Abend, Brigitte

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  12. Ein sehr schönes Thema, Irmi!
    Ich hatte gestern den Geruch von frischgemähtem Gras unter meiner
    Nase. Aus dem Garten eines Nachbarn. Ein herrliches Erlebnis!
    Es erinnerte mich irgendwie an Deutschland :))
    Bei dieser Gelegenheit möchte ich dir gratulieren, liebe Irmi!
    Deine Artikel sind so wunderbar gefasst und geschrieben.
    Man langweiligt sich nie durch Z U viele Worte….

    Viele liebe Abendgrüsse!!!!!!

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  13. Oh, jetzt habe ich ganz vergessen, was ich schreiben wollte *grins* LG Maarten

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  14. Hallo Irmi,
    das kenne ich auch! Man geht durch die Stadt und plötzlich ist die Erinnerung da!
    Ich hatte 3 Jahre lang meinen Geruchssinn verloren. Das war eine harte Zeit!
    GLG
    Christiane

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  15. Ich mag es gar nicht sagen, aber ich werde nie den Duft von unseren damals neugeborenen Enkeln vergessen. Sowas ist unbeschreiblich. LG Inge

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  16. Ja genau so ist es, das Duftgedächtnis läßt manche Erinnerungen wieder wach werden...

    LG
    Judy

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  17. ich liebe diese Gerüche, sie haben was heimisch, verführerisch so aussergewöhnliches,es kann das wärmende geborgene Gefühl hoch leben im postivem gemeint!
    gruss geistige Schritte

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  18. Liebe Irmi, das hast Du sehr schön beschrieben! Auch mir geht es oft so, ein Geruch steigt einem irgendwo in die Nase und sofort sind Erinnerungen da........

    Ich wünsch Dir ein schönes sonniges Wochenende!
    ♥ Liebste Grüße Claudia ♥

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  19. Hallo Irmi
    das mit dem Geruchsgedächnis..ach ja das klappt bei mir auch gut..Viele Erinnerungen sind mit DÜFTEN verbunden..
    LG vom katerchen der sich nun verduftet
    :D

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  20. Kenne ich nur zu gut, Irmschen. :-) Auch alte Musik löst diese Erinnerungen manchmal in mir aus.
    Hab ein schönes Wochenende!

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  21. Wie schön. Und wieder haben wir eine Gemeinsamkeit. Ich bin auch so geruchsgesteuert. (Und ich liebe Parfüms - am meisten die außergewöhnlichen, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt.)
    Aber ich schwelge oft in Kindheitsgerüchen, dem Duft von frisch gemähtem Gras oder einen Tag später dem frischen Heu, dem Duft von Lindenblüten und Maiglöckchen, Bratäpfel mit Zimt, vollreife Pflaumen oder schwarze Johannisbeeren. Dem intensiven Honigduft eines Bienenhauses.
    Und negativ besetzt: Rosen und Fresien, die mag ich gar nicht.

    Ich könnte ja von den Geschichten dahinter berichten, aber das sprengt den Kommentar. :)

    Grüße! N.

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  22. das gefällt mir :-)
    liebe grüße und schönes wochenende!

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.