Sonntag, 25. Dezember 2011

Dies und Das und auch das ist Weihnachten

So lange ist es noch nicht her, dass solche Verhältnisse nichts Außergewöhnliches waren. Heute sieht es in den Heimen  -  Waisenhäuser in dem Sinn gibt es  nicht mehr - etwas besser aus. Aber .....
Diese Geschichte hat mir mein Vater in der Weihnachtszeit oft vorgelesen. Ich kannte sie und doch musste ich immer wieder weinen. Lange habe ich sie gesucht, dann fand ich sie wieder in der alten "Wunderkiste", die ich noch immer aufbewahre und viele Dinge von früher enthält.

Weihnachten im Waisenhaus
Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam in ein Waisenhaus in der Nähe von London.. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden täglich arbeiten - im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen Ruhetag. Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles, keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu Schulden kommen lassen und immer folgsam war. Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres.
So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenvater vorbeischritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Jungen im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben.
Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke  weg, unter der ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine  hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zu Bewußtsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar und Tränen kamen in meine Augen, als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen. Da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen schönen runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste  Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll  echte Kameradschaft sein kann.
(Autor unbekannt).

13 Kommentare :

  1. Oh, die Geschichte ist so traurig, aber auch so wahr...

    Hab heute einen schönen Tag mit deinen Nachbarn :-)

    Liebe Grüße
    dein Mialein

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  2. danke für die geschichte, auch wenn diese traurig ist.
    ich wünsche dir einen schönen 1. weihnachtsfeiertag!

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  3. Eine schöne Weihnachtsgeschichte - traurig aber gleichzeitig auch irgendwie hoffnungsvoll!
    Liebe Irmi ich wünsche dir fröhliche Festtage und alles liebe und Gute im neuen Jahr!
    ♥-lich Brigitte

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  4. Dankeschön für diese Weihnachtsgeschichte liebe Irmi!
    Lieben Gruss Elke

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  5. liebe irmi,
    wir nehmen unser gutes leben als selbstverständlich und wollen immer noch mehr.
    deine geschichte ist sehr rührend. sicher denken viele; na ja, das waren andere zeiten. leider gibt es immer noch sehr viel leid auf dieser erde und so manch ein kind wäre froh über eine einzige apfelsine.
    ich wünsch dirfrohe weihnachten und ganz liebe grüße mit einem dicken drücker!
    dass es dich gibt liebe irmi ist wunderbar, dass es es dich in meinem leben gibt, ist doppelt wunderbar!
    ela

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  6. Das macht nachdenklich liebe Irmi.
    Frohe Weihnachten.
    LG Sabine

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  7. ich habe die Geschichte auch mit einem Tränchen im Augenwinkel gelesen.
    Wieviel eine Freundschaft wert ist, das wurde mir gerade wieder neu bewusst.
    Danke!

    Ganz liebe Grüsse schickt dir
    Alice

    Und ich möchte alles was Ela geschrieben hat voll und ganz unterschreiben!

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  8. auch wenn die Geschichte traurig ist, weil er nicht so groß werden darf wie es sein sollte... wie man es eben jedem Kind wünscht...
    so verkörpert für mich diese Geschichte: Nächstenliebe! Denn diese steckt in jedem einzelnen Stück der Apfelsine
    ich wünsche dir wunderschöne Feiertage!
    Steffi

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  9. Sie ist so traurig und doch gut diese Geschichte. Einfach mal wieder zum innehalten und dran denken, dass es noch ganz andere Schicksale auf Erden gibt.
    Ich wünsche Dir ganz viele schöne Stunden dieses Weihnachtsfest. Ich freu mich, dass ich Dein Blog gefunden habe und immerwieder mitlesen kann...
    Herzliche Grüsse
    Elisabeth

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  10. Wunderschön Irmili ..ganz wunderschön ...*schluck ...irgendwann erzähl ich mal warum ich diese Geschichte besonders finde .....!
    Frohe Weihnachten und ...ja ....alles dolle Liebe ..
    von
    deinem
    Kroeti

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  11. Jedes dieser Kinder wußte was diese Apfelsine für jeden von ihnen bedeutete und trotzdem gab ein jeder einen Teil davon weiter, gerade weil sie es nachempfinden konnten.
    Diese Herzenswärme wünschen wir uns oft von unseren Mitmenschen und genieße sie so sehr, wenn wir solche Menschen um uns haben dürfen.
    Danke für diese wunderschöne Geschichte. Sie hat mein Herz berührt.
    Liebe weihnachtliche Grüße
    Christel

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  12. Liebe Irmi,
    eine ganz traurige Geschichte hast du in deiner Schatzkiste aufbewahrt. Das lehrt mich, dass auch kleine Geschenke den allergrößten Wert für Kinder haben können.

    Sie sind der Anfang und das Licht
    Doch wir sehn es nicht
    Sie sind das Wort, das niemals bricht
    Doch wir verstehn es nicht
    Sie haben Augen, die können viele Sonnen sehn
    Doch wer sie bricht, der wird in ihnen seinen Schatten sehn
    Jedes Kind braucht einen Engel
    Der es schützt und der es hält
    Jedes Kind braucht einen Engel
    Der es auffängt, wenn es fällt.

    Ich wünsche dir einen schönen Abend und liebe Grüße von mir
    Birgit

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.