Mittwoch, 6. November 2013

Drachen und Prinzessinnen

Wenn ich   "meine Kinder"  frage, was wir lesen wollen, dann kommt meistens: "Von Drachen und Prinzessinnen". Über Drachen möchten die Jungen hören - von Prinzessinnen die Mädchen.

Der schreckliche Drache ist eines der wichtigsten Märchentiere überhaupt. Er verkörpert das Böse und das Chaos, die den Menschen sowohl äußerlich als Naturgewalt als auch innerlich als wilde Triebnatur  gefährdet und bedroht. Bei dem Dichter Rainer Maria Rilke findet sich ein ungewöhnlicher Gedanke über das wahre Wesen der Drachen:

Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens
Prinzessinnen, die nur darauf warten,
uns einmal schön und mutig zu sehen.
Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde
das Hilflose, das von uns Hilfe will.

Wer sich dem Kampf mit dem Drachen stellt, steht vor der Aufgabe, sich der eigenen Anteile am Bösen bewusst zu werden. Rilke hat gegen die Angst vor dieser Selbstkonfrontation einen tröstlichen Gedanken formuliert: Alles Schreckliche ist hilflos sich selbst ausgeliefert. Aber im Bedrohlichen verborgen wartet unsere wunderschöne eigene  "Prinzessin Seele"  sehnsüchtig darauf, dass wir sie mutig befreien.

Man sollte also den Drachen nicht unbedingt töten: man kann ihn auch zähmen und verehren, wie es in China der Fall ist. Dort haben Drachen eine positive Bedeutung. Die Himmelsdrachen bringen Regen, fördern die Fruchtbarkeit der Erde, symbolisieren die kaiserliche Macht und hüten verborgene Schätze wie Weisheit, Glück und langes Leben.

Aber diese Gedanken machen sich die Kinder nicht. Sie wollen Geschichten hören, wo das Gute siegt. Wo der Drache vernichtet und die gefangene Prinzessin befreit wird.






Stunden der Not vergiss, 
doch was sie dich lehren,
vergiss nie!
(Salomon Geßner)

26 Kommentare :

  1. Guten Morgen, liebe Irmi,
    ja, Kinder lieben es, wenn eine Geschichte gut ausgeht - so wie wir das wohl auch lieben. Drachen haben mich von jeher begeistert und auch heute lese ich meinem Enkelkind noch Geschichten von Drachen vor. Selbst habe ich aber noch keine geschrieben - ich bleibe wohl bei meinen Alltagsgeschichten und den Elfen.
    Einen schönen Tag dir und liebe Grüße
    Regina

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  2. Guten Morgen meine liebe Irmi,
    Drachen und Prinzessinen... Gut und Böse.... ja, das sind beliebte Geschichten, nicht nur bei bei Kindern, vor allem, wenn am Ende das Gute siegt. Aber ... das wünschen wir uns doch alle irgendwie.....
    Hast Du wieder so schön geschrieben und der Spruch ist wieder sehr gut gewählt!
    Ich wünsch Dir einen wunderschönen und glücklichenTag!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  3. Guten MOrgen liebe Irmi,

    ist eine Prinzessin im Spiel gehen die
    Geschichten meistens gut aus und
    so soll´s auch sein. Gibt genug BÖSES
    aber dann BITTE nicht in Geschichten.
    Drachen faszinieren mich schon immer , aber
    nicht nur die Drachen in Geschichten auch Drachen
    in den Lüften.

    Liebe Grüße
    Birgit

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  4. Guten Morgen Irmi
    WIR möchten es doch auch..das Böse muss besiegt werden damit es uns GUT GEHT..
    Wunschdenken haben wir doch immer.
    LG in den Tag vom katerchen

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  5. Wie ich bei dir lesen kann bleibt dieser Wunsch über Generationen hinweg bestehen, den Drachen und die Prinzessinen betreffend.

    ...und für uns Erwachsene ist es im Grunde ja genauso. Das Gute soll siegen, die Gerechtigkeit ihren Weg finden. Leider ist dies ja nicht immer der Fall.

    Hab einen schönen Tag und liebe Grüssle

    Nova

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  6. Guten Morgen liebe Irmi,

    oh ja...die Prinzessin ist gut, reich und schön und der Drache böse und dunkel. Diese Geschichten zeigen schwarz und weiss....doch die vielen Graustufen dazwischen werden ausgeblendet.
    Grade deshalb sind sie wohl so spannend und interessant ob als Geschichten oder in den Filmen. ;-)

    Wünsche dir einen guten Mittwoch.

    Herzlichst
    Julia

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  7. Zitat:

    Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens
    Prinzessinnen, die nur darauf warten,
    uns einmal schön und mutig zu sehen.
    Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde
    das Hilflose, das von uns Hilfe will.


    DAS MUSS DIE LÖSUNG SEIN.................

    Guten Morgen...

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  8. Liebe Irmi,
    heute ist ein märchenhafter Tag. Bei dir lese ich von Drachen und Prinzessinen.
    Smilla schreibt von 3 Rotkäppchen an und der gleichen Stelle.
    Ich glaube, die Märchen und Geschichten sind Elemente der Erziehung und
    so schließt sich der Reigen zu deinem angeführten Zitat von Salomon Geßner:

    Stunden der Not vergiss,
    doch was sie dich lehren,
    vergiss nie!

    wünsche dir einen märchenhaften Tag,
    Egbert

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  9. ...und ich liebe märcheninterpretationen!
    moin irmi,
    den text von rilke nehme ich mit und werd daran arbeiten.
    das bild der prinzessin im weihnachtsmärchen im theater konnte ich als kind verinnerlichen und das hatte zur folge:
    in hilflosen oder traurigen momenten hab ich mich gekniffen und hatte nur den einen wunsch aufzuwachen als prinzessin.
    märchen mit ihren wünschen und gefahren sind bereits im unterbewusstsein vorhanden, denke ich.
    liebe grüsse!
    kelly

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  10. Es tut immer gut, wenn der böse Drache im Märchen besiegt wird und es ist ein schönes Gefühl, wenn das Gute siegt, gibt es uns doch ein Gefühl der Hoffnung.
    Wünsche dir einen schönen Tag und viel Spaß beim Vorlesen. Herzliche Grüße, Lore

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  11. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. ...ein nachdenklich stimmender Text, liebe Irmi,
      manche Tag schafft man einfach nur, wenn wenigstens im Märchen das Gute das Böse besiegt...das gibt Kraft und Zuversicht...

      wünsch dir einen guten Tag,
      lieber Gruß Birgitt

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  12. Liebe Irmi, meine Lieblingsdrachenrolle beim Vorlesen ist die Frau Malzahn in Michael Endes wunderbarem "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Da tob ich gern meine böse Seite aus, denn letztendlich wird Frau Malzahn ein goldener Drache der Weisheit. Das hat der intelligente Autor nämlich auch erkannt, was du in deinem heutigen Post beschreibst. Neben Astrid Lindgren ist er mein Lieblingskinderbuchautor.
    Herzlichst
    Astrid

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  13. Nicht nur Goethe, nein, auch Rilke war gut!
    Und Deine Beiträge sind es auch!♥

    ;-)))

    Liebgruß,
    Tiger
    =^.^=

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  14. Ja liebe Irmi, wo das Gute siegt und das Böse besiegt wird, ist immer schön in den Geschichten.
    Kinder denken nicht weiter darüber nach, sondern wollen nur die Geschichte hören.
    Ein schöner Text.

    Liebe Grüße
    Angelika

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  15. Liebe Irmi,

    ich habe nichts gegen Drachen - würde mich freuen, wenn ich so einen als Kerzenanzünder immer parat hätte.
    Die Kinder denken über den tieferen Sinn der Märchen nicht so nach, wie wir Erwachsene es machen.
    Ich finde, das sollten sie auch nicht. Die Kinderfantasie ist so herrlich bunt, da hat es für das Böse keinen Platz.
    Danke für diesen lieben Beitrag wieder - lese immer gern.

    Deine Bluemchenmama

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  16. Märchen sind nicht so meins. Aber Geschichte, wo das Gute siegt, mögen wir doch alle. Täglich im TV zu verfolgen ;)). LG Margarethe

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  17. Liebe Irmi,
    Ja solche ergreifende Geschichten sprichen ganz besonders für Kinder sehr stark!
    Lieber Gruss,
    Mariette

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  18. Liebe Irmi,

    ihr, Rilke und du, habt es auf den Punkt gebracht. Als Kind zieht man die Vergleiche nicht, da gibt es meist nur die Unterscheidung zwischen Gut und Böse und keine Nuancen dazwischen. Die sehen wir erst, wenn wir erwachsen sind...

    Herzliche Grüße

    Anke

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  19. Hallo liebe Irmi,
    ja, Märchen/Geschichten von Drachen/Hexen und Prinzessinnen mussten sein. Die haben meine Kinder auch geliebt. Aber in so manchem Text gab es auch gute Drachen, oder sie wurden gegen Ende zu solchen. Und das hat den Kindern dann auch gefallen. Denn sie haben die starken Ungetüme mit ihren tollen Fähigkeiten (Feuerspucken!!) auch bewundert und so einen Partner an seiner Seite zu haben ist ja auch nicht schlecht.
    Und meine Tochter mochte die „wilden“ Prinzessinnen lieber. Die, die sich mit ins Abenteuer gestürzt haben anstatt den Prinzen allein den ganzen Spaß haben zu lassen.
    Es ist ja toll, dass es so eine großes Angebot an Lesestoff gibt und man je nach Bedarf auswählen kann. Die Büchereien haben ja in der Regel gerade für Kinder eine Riesensortiment zu bieten.

    Liebe Grüße und weiterhin gaaanz viel Freude an deinen Lesestunden wünscht dir
    Uschi

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  20. Ein ganz toller Denkansatz für die Grossen!

    Für die Kleinen muss das böse Drachen Monster auch nicht immer getötet werden. ..ich erzähle meinem Sohn gerne die Geschichte über die mutige Prinzessin, die loszieht den Drachen zu fragen warum er so böse ist. Er hat keine Freunde...deswegen. sie befreunden sich und trinken fort an täglich ihren Tee zusammen und der Drache ward niemals mehr böse gesehen ;-)

    GlG von Frau H.

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  21. Liebe Irmi, Du wirst in der Erinnerung der Kinder einen besonderen Platz einnehmen, sie können Dich gar nicht vergessen.Sie erzählen vielleicht noch ihren Kindern von der "Lese-Tante", die so schöne Geschichten, besonders von Prinzessinnen und Drachen, vorgetragen hat, LG Claudia.

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  22. Hallo Irmi,
    ich denke beim Drachentöten spontan an den Heiligen Georg, mit dem ich mich so noch gar nicht richtig befasst habe. Und an den Heiligen Georg bin ich letztlich über die Rockmusik gelangt, und zwar das Stück von Toto: St. George and the Dragon. Kannst Du nachhören über youtube: http://www.youtube.com/watch?v=TpfItkZnqk8. Finde ich sinst aber hoch interessant: Motive wie Drachentöten und Rockmusik ...

    Gruß Dieter

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  23. Ganz besonders nehme ich die letzte Weisheit deines gestrigen Textes mit in meinen Tag und deine Beobachtung, dass die Kinder das Happyend wollen, dass sie hören wollen, dass der Drache besiegt und die Prinzessin befreit wird ... tja ... so sind wir Menschen :-)))

    lieben Gruß
    Brigitta

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  24. hach, liebe Irmi, solch schön-schaurige Geschichten sind so geheimnisvoll und auch wir mögen sie immer noch ;-)))))

    Sehr herzlich möchten wir uns bei Dir für Deine lieben Zeilen zu unserem 17. Hochzeitstag bedanken; wir haben uns sehr darüber gefreut
    und schicken liebe Grüße aus dem Drosselgarten
    Willi und Traudi

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  25. Liebe Irmi,
    die Kinder denken noch so einfach und schlicht.
    Gut und böse - schwarz und weiß, um dann später im Leben
    auch die Zwischentöne wahr zu nehmen :-)
    Toll finde ich deine Arbeit als Leserin bei den Kindern.
    Gibt so viele Kinder denen nie was vorgelesen wird.
    Ganz viele liebe Grüße
    sendet dir Urte

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.