Freitag, 27. März 2015

Dies und Das und Redewendungen

Im Vorgarten meiner Nachbarin machte sich ein kleiner Junge zu schaffen. Er riss die frisch gepflanzten Blümchen raus und schmiss sie auf die Straße.


Dann wurde das Fenster aufgerissen und eine empörte Stimme rief: "He, du Dreikäsehoch, ich komme jetzt runter und dann wirst du dein blaues Wunder erleben." Der Kleine blickte erschrocken hoch, nahm seine kleinen Beine in die Hände und lief so schnell er konnte weg. Meine Nachbarin sammelte die Pflanzen wieder ein und schimpfte wie ein Rohrspatz. Sicher, das war sehr ärgerlich -
aber sie konnte noch ein paar Pflänzchen retten und pflanzte sie wieder ein.

Hoppla, dachte ich - drei Redewendungen auf einmal.
Natürlich bin ich dem nachgegangen und hier sind die Erläuterungen:

Schimpfen wie ein Rohrspatz:
Beim Rohrspatz, den es so gar nicht gibt, kommt so mancher Experte durcheinander. Im "Grammatisch-kritischen Wörterbuch" von 1789 ist es die Rohrammer, bei Brehm und Röhrich der Drosselrohrsänger.  Der Gesang der Rohrdrossel erinnert etwas an das Froschquaken und vor allem das Imponiergehabe der Sänger auf dem Schilfrohr hinterlässt den Eindruck von Schimpfen. In literarischer Hinsicht durfte Frau Schnips 1777 im gleichnamigen Gedicht von Gottfried August Bürger als Erste redensartlich zetern:

"Das Mäulchen, samt dem Zünglein flink,
saß ihr am rechten Flecken.
Sie schimpfte wie ein Rohrsperling,
wenn man sie wollte necken"

Dreikäsehoch
Die oft spöttisch verwendete Bezeichnung für freche, kleine Kinder  tauchte erstmals im 18. Jahrhundert auf. Schon damals war Käse ein Nahrungsmittel, das nahezu jedem bekannt war. Und drei aufeinandergestellte Laiber waren immer noch recht klein. Aber auch ein Übersetzungsfehler scheint denkbar: Das französische Wortpaar "trois caisses" heißt  "drei Kisten".

Das blaue Wunder erleben
Vieles deutet darauf hin, dass die Redensart ursprünglich aus der Tuchfärberei stammt. Denn nach dem Färben konnte es beim Aufhängen  der Textilien passieren, dass grüne oder gelbe Farbtöne auf den  Sauerstoff reagierten und auf wundersame Weise blau wurden.

Eine kleine Begebenheit erforderte viel Recherche.


28 Kommentare :

  1. Danke für die Aufklärung der Redewendungen. Immer wieder neue und schöne Anregungen.
    Schlagen von Kindern ist nichts, aber das Gegenteil, die Kinder ohne jegliche Grenzen zu erziehen ist auch nicht der wahre Jakob.
    Aber auch die Erwachsenen, die so ein Kind zurechtweisen, sollten sich ihre Worte überlegen. Zum Einen, brennt sich sowas bei Kindern ein und sie tragen es weiter. Zum Anderen ist ja die heutige Mentalität, gleich jeden zu verklagen, der nicht annähernd so ist, wie man es gern hätte.

    lG Swan

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  2. Guten Morgen, meine liebe Irmi,
    danke für diese tollen Erklärungen zu den Redensarten! Wieder konnte ich etwas lernen bei Dir :O)
    Ich wünsche Dir einen guten Start in ein wunderschönes Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße , Deine Claudia ♥

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  3. Bei uns gibt es die Redewendung: wenn du heute was gelernt hast, darfst du dich schlafen legen.
    Somit trinke ich jetzt meinen Morgenkaffee aus, und werde weiterschlafen :) Schon soviel gelernt heute!
    Herzlichst
    yase

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  4. Liebe Irmi
    toll deine Redewendungerklärungen, Kinder ich find die werden immer weniger erzogen mit Erklärungen von kleinauf dass Blumen und auch Respekt dafür nicht mehr beachtet werden auch der Besitz von anderen Menschen. Das hat noch kein Kind geschadet da hätte ich auch geschimpft ich hätte noch verstanden wenn das Kind die Blumen für die Mama gepflückt hätte aber so was sinnloses nee habe ich auch kein Verständnis.
    Schönen Tag wünsche ich dir!
    Lieben Gruss Elke

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  5. schmunzelmorgengrüsse!
    oft benutzte redensarten mit erklärung, danke dir, liebe irmi.
    blaufärben war im westfälischen und auch hier eine tradition, spezielle muster wurden aufgetragen und blau eingefärbt. es gab in unserer familie (angeheiratet) eine tante die wurde frieda *blau* genannt, weil sie ihren beruf nicht verleugnen konnte.
    so wurde es mir einmal erklärt...
    allerdings gab es in der verwandtschaft auch das tabu über laster und vergangenheit nicht zu sprechen.
    dafür gibt es gewiss auch ein sprichwort ;).
    herzliche grüsse!

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  6. Gut verpackt in dies nette kleine Geschichte hast du, liebe Irmi deinen neuen " Aufklärungen "
    Ich lese sie immer besonders gerne, denn schließlich möchte man als " Ältere " auch immer noch hinzu lernen und ich entdecke bei dir immer Redensarten, deren Bedeutung, bzw. Entstehung mir bisher fremd waren.
    ♥lichen Dank dafür
    Liebe Grüße
    Jutta

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  7. Moin liebe Irmi, Danke für die kleine Geschichte und die "erklärten" Redewendungen. Das Blaufärben durfte ich einmal miterleben - es ist wirklich ein "blaues Wunder" wenn das weiße Muster scheinbar aus dem Nichts erscheint.
    Liebe Grüße, Inge

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  8. Hola liebe Irmi....eine Recherche die sich aber gelohnt hat. So habe ich alle drei Bedeutungen nicht gekannt und wieder was gelernt. Das Erlebnis ist natürlich nicht schön, und ich kann die Nachbarin schon verstehen wenn sie schimpfen musste. Hoffe mal der Bengel hat es danach nicht noch einmal gemacht.

    Liebe Grüsse

    N☼va

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  9. eine nette Geschichte, die du als Einleitung zu dem Thema geschrieben hast -
    und wieder interessante Informationen zu den drei Redewendungen.
    Hat wieder Spaß gemacht zu lesen :-)

    Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  10. Hallo Irmi,
    das war wirklich schön zu lesen und ich habe wieder etwas gelernt. Danke für diesen Post.
    LG
    Astrid

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  11. Liebe Irmi,
    das ist toll, dass Du Dir solche Mühe machst und alles recherchiert hast.
    Danke !
    Da habe ich wieder etwas gelernt.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    Käthe

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  12. Liebe Irmi,
    tolle Erklärung für die Redewendungen. Worauf der Rohrspatz und der Dreikäsehoch zurück zu führen sind, wusste ich noch nicht. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
    LG Elke

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  13. ...schön, dass du dem nachgegangen bist, liebe Irmi,
    man kennt die Begriffe und weiß doch nicht, woher sie stammen...danke,

    lieber Gruß Birgitt

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  14. Zu den Redewendungen wurde ja bereits Einiges geschrieben, deshalb komme ich mal auf den Jungen zu sprechen. Du hast zwar kein Alter dazu geschrieben, aber sollte er im Kindergartenalter sein, fragt man sich schon wo die Aufsichtsperson ist...und bei einem älteren Schulkind muss die Erziehung versagt haben. Wo bleibt der Respekt vor fremdem Eigentum und der Natur an sich?

    Liebe Grüße
    Arti

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  15. Liebe Irmi,
    schön, dass du immer so informative und lehrreiche Beiträge hast. Danke dafür. Die oben genannten Redensarten kenne ich zwar, aber woher sie stammten, war mir völlig unbekannt.
    Einen schönen Freitag wünsche ich dir.
    Liebe Grüße
    Jessica

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  16. Danke fürs Recherchieren! Wieder was gelernt!! LG Martina

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  17. Liebe Irmi,
    da war ja einiges los in deiner Nachbarschaft. Ich kann verstehen, dass deine Nachbarin wie ein Rohrspatz auf den Dreikösehoch runtergeschimpft hat, wobei der wahrscheinlich noch heute auf das blaue Wunder wartet. Spannend, deine Recherche-Ergebnisse! Die Sache mit den 3 Kisten kannte ich übrigens noch nicht, dass es keinen Rohrspatz gibt, war mir ebenfalls unbekannt, und was das blaue Wunder betrifft, dachte ich bisher immer an blaue Flecken, die jemand abbekommt, denn verwendet wird diese Redewendung ja für gewöhnlich als Drohung... (Wie Arti bin übrigens auch ich der Meinung, dass so etwas eigentlich gar nicht passieren dürfte - entweder Beaufsichtigung oder schon wissen, was erlaubt ist... Tja... Zum Glück haben's ein paar Pflänzchen überlebt!)
    Hab ein feines Wochenende!
    Herzliche Rostrosengrüße von der Traude

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  18. Hallo Irmi,

    fleißig warst Du gewesen und ich freue mich darüber :)
    Ich benutze zumindest die erste Redewendung auch noch öfter, wobei der "Drei Käse hoch" von mir weniger Anwendung findet, aber danke, Du hast mir viel Arbeit abgenommen und ich muss nun nicht mehr schauen woher diese Bezeichnungen ihren Ursprung haben, finde ich Klasse :)

    Liebe Grüße und ein tolles Wochenende für Dich
    Björn :)

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  19. Liebe Irmi,
    ein dreifaches Danke für Deine Bemühungen. Bekannt sind diese Redewendungen uns ja allen, aber selten weiß man, woher sie eigentlich stammen.
    Ich wünsche Dir einen angenehmen Start ins Wochenende,
    moni

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  20. Liebe Irmi,
    also der Anlass ist wirklich nicht schön wodurch du auf die drei Redewendungen gekommen bist, aber das Ergebnis deiner Recherche ist klasse *DANKE* hab ich doch tatsächlich alles noch nicht gewußt.
    Dies ist ja z.B: auch das herrliche am Bloggen. Entweder lernt man durch andere oder man liest etwas, worüber man gerne noch mehr erfahren möchte und zum Glück stehen uns ja mit dem großen www alle Türen offen.
    Obwohl nachschlagen in einem schönen Buch mache ich auch noch ganz oft und sehr gerne.
    Ich wünsche dir noch einen gemütlichen Abend und sage mit <3lichen Grüßen tschüss :O)

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  21. Liebe Irmi, oft benutzen wir Redewendungen und wissen gar nicht, wo sie eigentlich herkommen.
    Ich finde es immer sehr spannend, etwas über den ursprung zu erfahren und sage Dir deshalb von Herzen danke für Deine Information darüber.
    glg zu Dir,
    Susanne

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  22. Da haben wir wieder dazu gelernt , liebe Irmi . Manchmal sagt man etwas und weis so recht gar nicht was so eine Redewendung für eine Bedeutung hat . :)
    Liebe Grüsse Heike

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  23. Hallo Irmi,
    wie viele andere benutze ich auch immer wieder Redewendungen. Nur selten weiß ich, woher sie stammen und wann sie zuerst benutzt wurden.
    Einmal mehr hast du mir auf unterhaltsame Weise etwas erklärt. Wenn ich jetzt eine der drei oben aufgeführten Redewendungen anwende, werde ich immer an dich und deine gute Recherche denken.
    Ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
    Anette

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  24. Liebe Irmi,
    dankeschön für die Erklärungen zu den Redewendungen. Da habe ich doch wieder etwas dazu gelernt. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und sende ganz viele liebe Grüße
    an den Neckarstrand
    Tina

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  25. Diese Redewendungen kenne ich alle und stelle mir gerade bildlich vor, wie der Dreikäsehoch abgehauen ist *ggg*.
    Danke für die Erläuterungen liebe Irmi.

    Einen schönen Abend wünscht Mathilda ♥

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  26. soviel Mühe hast du dir wieder gemacht, Irmi - danke dir dafür

    die Erklärung für das blaue Wunder war mir absolut fremd, dafür kannte ich den Dreikäsehoch

    lg gabi

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  27. Hallo Irmi,
    also haben wir die armen Spatzen zu Unrecht beschimpft, die sind gar nicht gemeint in der Redewendung?
    Darüber könnte man nun wirlich schimpfen wie die Rohrammer? Haha, das klingt doch gar nicht mal so schlecht, oder?
    LG Heidi

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  28. Manchmal kommt mehreres zusammen, wie in diesem Falle, liebe Irmi. Das hast Du sehr schön in Deinen Bericht gepackt! Es ist auch immer wieder interessant, nach den Ursprüngen der Redewendungen zu forschen.

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.