Montag, 18. Dezember 2017

Dies und Das über die Faulheit

"Du bist faul" - "sei nicht so faul" - wer hat diese Worte noch nicht gehört? Dieser Begriff ist meist negativ belegt. Dabei muss er es nicht!
Bobby Langer hat gesagt: "Man sollte einmal am Tag so faul sein, dass sogar die Schildkröten nervös werden." Aber leider haben wir das verlernt. Die Wenigsten können einfach mal die Hände in den Schoß legen und nichts tun. Wir wollen immer berieselt sein: Radio und Fernseher sind immer dabei.
Lessing, ein anerkannter Großgeist schrieb:
"Lasst uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb´ und Wein
Nur nicht faul zur Faulheit sein."
Und die alten Philosophen verabscheuten die Arbeit als des Menschen unwürdig. Allerdings können wir uns eine solche Meinung heute nicht mehr leisten. Aber wir können und wollen nicht faul sein.Wir Deutsche sind als effektiv, schnell und gründlich verschrieen. Gegen unsere Verpflichtungen werden die meisten nichts unternehmen. Aber Arbeit - und da hat Plato Recht -  ist letztlich Sklavensache. Wir müssen uns in den meisten Fällen einem fremden Willen unterwerfen, der nicht unserer ist, und einem fremden Rhythmus. Aber die neuen Technologien verlangen immer mehr Speed. 
Wir können  nicht die Hände in den Schoß legen, auch nicht für ein paar Minuten. Schnell kommt das Gefühl auf, nicht leisten zu können, was geleistet werden muss. Existenzangst lauert im Hintergrund. Wir hetzen durch das Leben und können uns auch in der Freizeit immer weniger entspannen. Die einen brennen aus, die anderen treten den inneren Rückzug an, dritte nehmen Tabletten, werden krank, depressiv oder aggressiv. Und irgendwann kommt der Herzinfarkt
Nicht umsonst gehen immer mehr Manager für ein paar Tage in ein Kloster. Sie wollen Ruhe, suchen diese. Es ist nicht leicht für sie. Nicht einmal ein Handy dürfen sie mitnehmen.
Faulheit, recht verstanden ist also nicht der Gegenpol zur Freude an der Arbeit, sondern deren Grundlage. Faulheit als Stresskiller, als die Fähigkeit, seine Kräfte neu zu sammeln, sich zu erholen, sich ein Tässchen Kaffee zu gönnen, um dann umso konzentrierter vorzugehen. Genau da aber liegt der Hase im Pfeffer. Eine Untersuchung der Deutschen Sporthochschule Köln an über 5000 Frauen und Männern zeigte, dass 70 Prozent sich nicht genügend Erholungsmöglichkeiten verschaffen und nicht rechtzeitig von Arbeit auf Erholung umschalten können. Insbesondere Frauen schieben die benötigte Erholung immer wieder auf. Mit der Folge, dass sie vermehrt in Zustände der Erschöpfung geraten. Fast alle leiden unter dem Eindruck, keine Zeit zu haben. 
Aber mit Zeitmanagement hat das nichts zu tun, eher mit Lebensmanagement. Große Konzerne nehmen sich einen erfahrenen Coach. Lothar J. Seiwert, der viele Konzerne zu seinen Kunden zählt, hält Faulheit für eine Aktie, in die sich zu investieren lohnt. "Geld" sagt er, "kann man vermehren. Aber die Zeit ist unwiederbringlich weg. Ist man sich dessen bewusst, dann verändert sich etwas."
Dann besinnt man sich vielleicht auch wieder auf die Qualitäten, die zunehmend in Vergessenheit geraten: Muße, Müßiggang, Geduld, Stille, Hingabe, Beschaulichkeit. Diese Worte sind kaum noch bekannt. Gehören in die Mottenkiste, sagen sich Viele. Dem ist aber nicht so.
Wieso ich dieses aufschreibe? Manfred Hausmann, deutscher Schriftsteller (1898-1986), hat zum Thema Faulheit folgendes aufgeschrieben, was mir zufällig wieder in die Hände fiel:

Ohne Faulheit kein Fortschritt!
Weil der Mensch zu faul war zu rudern,
erfand er das Dampfschiff.
Weil er zu faul war, zu Fuß zu gehen,
erfand er das Auto.
Weil er zu faul war, abends die Augen zuzumachen
erfand er das Fernsehen.

18 Kommentare :

  1. Guten Morgen, meine liebste Irmi,
    ein sehr schönerBeitrag ist das heute! Ich muss gestehen, daß ich eher zu der Gattung gehöre, die sehr schwer nichts tun kann ;O) Aber in den vergangenen Wochen habe ich - zwangsweise - gelernt, auch mal nichts zu tun, weil es einfach nicht ging...und ich habe gemerkt , wie gut mir diese auferlegte Ruhe tat! So habe ich beschlossen, ab sofort alles mit viel mehr Ruhe und Gelassenheit anzugehen ;O)
    Ich wünsche Dir einen guten Start in die 4. Adventswoche ☆.¸¸.•´☆!
    ♥ Allerliebste Grüße und einen ganz herzlichen Drücker,Deine Claudia ♥

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  2. Liebe Irmi
    ein interessanter Beitrag, stimmt man sieht das immer
    so negativ behaftet, dabei ist richtig "Faul" sein
    besonders wichtig. Also dem Zitat kann man nur Recht geben ;-), sonst
    würden wir die Wäsche noch mit der Waschrumpel waschen.
    Lg und einen entspannten Wochenstart.
    Sadie

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  3. Moin liebe Irmi,
    Dein Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf :-). Gestern habe ich Rabotti gemacht und heute krebse ich nur so rum - also ist jetzt Faulheit angesagt :-).
    LG Helga

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  4. Liebe Irmi, das ist ein super Artikel. Ich muss ganz ehrlich zugeben, einfach nur faul sein fällt mir total schwer. Es finden sich immer wieder Tätigkeiten, die ich erledigen will...

    LG Kathrin

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  5. Hallo Irmi, dein Beitrag war wieder mal ein guter Denkanstoß...Dankeschön!
    Ich bin gerne ausreichend beschäftigt, sehe das heute nicht unbedingt als Arbeit an. Solange man sich die Arbeit selbständig einteilen kann und niemand Rechenschaft über die Tätigkeiten fordert, geht es einem doch ganz gut dabei wenn der Tag ausgefüllt ist. Früher in jungen Jahren war das schon anders, da kann ich mich auch an Tage mit Hetze und Stress erinnern.
    Als Kind war "Fleißigsein" eine ganz wichtige Tugend, mich konnte man damit wirklich sehr gut motivieren wenn ich dieses Prädikat bekam. Irgendwann begann ich mit dem Denken und durchschaute, dass dies ein Antrieb war sich im Fleiß noch zu steigern :))
    Herzlichst, Hanlo

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  6. Muss schon wieder feixen, weil du, was den Zeitgeist anbelangt,
    wieder ins Schwarze getrofen hast :)
    Hihi, beim Abendgruß vom Sandmännchen kam früher abschließend - zur guten Nacht - das Lied:
    "Sandmann trägt auch dich bald ein, wenn du tüchtig bist..."
    Wünsch dir noch eine schöne 3. Adventswoche!
    Herzlichst deine Gerda

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  7. Liebe Irmi,
    ein ganz besonders feiner Beitrag über das so geliebte "faulenzen", das manchmal doch so kreativ sein kann.
    Guten Wochenstart und lieben Gruß
    moni

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  8. Hab's zu schnell abgesendet: Es muss 'getroffen' heißen ;)!

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  9. liebe Irmi,
    ein wundervoller Beitrag zum Thema Faulheit. Da setzt ich mich doch gleich mal in Ruhe aufs Sofa, und genieße das süße Nichtstun...
    Herzlichst
    Frauke von Lüttes Blog

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  10. Stimmt wäre Zeit etwas erweiterbares, wären wir ganz sicher öfter faul. Leider ist das nicht so, also gilt es die Zeit so gut es geht zu nützen. Ob man da allerdings immer rennen muss um doch noch alles zu erledigen , bezweifel ich . Ich halte mich ran um die Freizeit zu verlängern ....einfach nur dem Grad beim wachsen zu schauen ... Faul in ich da garantiert nicht ...*gg
    LG heidi

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  11. Liebe Irmi,
    danke für den tollen Text :)!
    Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche.

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  12. ein wunderbarer sehr krestiver und stimmiger beitrag, wer sollte solch gedanken haben?
    Alle - aber zuerst hat sie unsere Irmi mit dem schlauen Köpfchen, denn sie hat`s erkannt und für uns niedergeschieben oder denen die es nicht lassen können jeder beschäftigung nachzurennen und vielleicht sogar noch stolz darauf zu sein.
    Vielleicht - ja sicher waren wir alle in jungen Jahren alle so dumm nicht zu erkennen wie wichtig die Erhaltung der Gesundheit, die sinnvoll genutzte Freizeit ohne zu hetzen ist.
    Spät im Alter rächt es sich oft und wir bleiben schlapp, müde, energielos und schlapp von der vielen Arbeit und Abhetzerei zurück und merken, die vertane Zeit ist nie mehr aufzuholen!
    Aber solche Erkenntnis bekommt man erst dann, wenn man tatsächlich älter und vielleicht ein wenig reifer ist.
    (oder über der Arbeit krank wird...und und...und...)die Schuld dafür woanders sucht.
    ein toller beitrag der hoffentlich auch jene aufrüttelt die sagen; ach was ich arbeite gerne und (viel)(immer) - es macht Spass und bringt Abwechslung sowie Input ins Leben...
    faulenzen mit Genuß aber auch...
    man nennt es nicht umsonst - endlich ...*!!!****die Früchte der Arbeit genießen....
    ich danke dir liebe Irmi für diesen wertvollen beitrag...
    herzlichst
    Angelface

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  13. "so faul, daß sogar die Schildkröten nervös werden" 😂😂😂 ... das ist gut, liebe Irmi!

    Also absolutes Faulsein ist eher schwierig für mich, weil ich am besten entspanne bei kreativen Tätigkeiten oder beim Schlendern durchs Revier. Aber ich kann durchaus auch mal ruhig sitzen und nichts tun.

    Es kommt wohl auch immer auf die individuelle Definition eines jeden an, was Faulheit für ihn bedeutet.

    Keine faulen Grüße an Dich! ;-)
    Von Herzen,
    Tiger
    🐯

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  14. Ein sehr schöner Post, so treffend. Ich würd ja gern... wenn da nicht all die Zwänge wären.
    Liebe Grüße
    Susa

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  15. Guten morgen irmi, wieder einen wunderschönen Beitrag. ich habe mir angewöhnt nur morgens zu arbeiten und mittags nur die Dinge zu tun die mir Spaß machen.
    lb grüße Ursula

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  16. Wow, musste richtig weit runter scrollen bis zur Möglichkeit, selber einen Kommentar hierzu zu schreiben. Lauter schöne Kommentare. Nun, er ist so war und ich selber predige schon seit Jahren, wie wichtig die kleinen Ruhemomente sind, auch inmitten mancher Arbeiten. Immer kann man es natürlich nicht realisieren, dafür aber abends in den eigenen vier Wänden nachholen. Die Seele braucht es und jedermann weißt, dass die Seele mit dem körperlichen Befinden eine Einheit bildet. Außerdem bewahrt man sich dadurch auch seine feine Sensoren für die oft übersehenen Schönheiten am Rande unseres Lebensweges.
    So habe ich deinen Blog mit großem Interesse gelesen.
    Ich bin das erste Mal auf deiner Seite und frage mich warum? Ich werde ganz sicher öfters noch bei dir reinschauen.
    Liebe adventliche Grüße und wünsche dir gesegnete Feiertage sowie ein gesundes gutes Neue Jahr.
    Ingrid

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  17. ....wer zu faul ist faul zu sein, wird auch nie in den Genuss kommen einem Traum nachzuhängen!!
    Einen traumhaften Abend,
    Luis

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.