Mittwoch, 3. November 2010

Dies und Das und Die Glocke

Schiller`s Glocke kennt jeder von uns. Viele mussten das Gedicht - es ist schon mehr ein Werk - auswendig lernen. Einige Strophen wurden "verhunzt"- z-B. "Drum prüfe was sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Besseres findet." oder "Da werden Frauen zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Sport"
und und und.
Aber die Entstehung der Glocke von Schiller
oder
Warum Schillers Glocke keinen Klöppel hat
wurde uns in meisterhafter Art von Heinz Erhardt erklärt:

"Am 31. Februar 17.. saßen Schiller, Goethe und Eckermann beim Skat. Im Kamin knisterte traurig ein Buchenscheit, und eine müde Tranfunzel verbreitete teils Geruch, teils Licht. Aber Geheimrat Goethe haderte nicht, sondern liebte den trüben Schein des Trans.
Die drei Herren saßen also beim Skat und auf weichen Plüschsesseln - nach dem Motto: Noblesse o`Plüsch.. Goethe hatte gerade Schellen gereizt (deutsche Spielkarte), als Schillers Augen plötzlich heller strahlten. als die der Funzel und er anhub, also zu sprechen. "Verzeihen Sie, Herr Geheimrat, bei Ihrem Gebot -Schellen - fiel mir eben etwas Wichtiges ein: könnten Sie mir mal flugs Ihren Gänsekiel leihen?" Goethe, der gerade gereizt hatte, war nun selber gereizt: "Aber, lieber Schiller, wozu brauchen Sie denn gerade jetzt meinen Gänsekiel?" Schiller:   "Weil mir beim Wort  "Schellen" der Gedanke kam, ich könnte mal ein Gedicht über die "Glocke" schreiben. Und um dieses kleine Gedicht zu Papier bringen zu können, brauche ich Ihren Gänsekiel. Weil ich meinen nämlich nicht bei mir habe!" Goethe, indem er die Karten auf den Tisch und seine Stirn in Falten legte, sagte:  "Das mit der Glocke ist eine gute Idee! Wir Klassiker können unsere Werke nicht oft genug an die große Glocke hängen! Habe ich nicht recht, Eckermann?" Eckermann, der für Goethe so etwas Ähnliches war wie Dr. Watson für Sherlock Holmes, antwortete:  "Ja wohl, Herr Geheimrat!"  -  "Nun denn", fuhr Goethe fort,  "hier haben sie meinen Gänsekiel. Wir paar Dichter müssen zusammenhalten! Und während Sie sich, Friedrich Schiller, von der Muse küssen lassen, werden ich und Eckermann Sechsundsechzig spielen!"
Nachdem die beiden ungefähr 2 Stunden lang dem 66 gefrönt hatten und Goethe alle Spiele gewann, weil Eckermann bei ihm weder 20 noch 40 noch sonst was zu melden hatte, sprach plötzlich Goethe, indem er erst den Blick und dann sich selbst erhob::  "Halt, Herr Schiller! Nun muß ich aber schleunigst meinen Gänsekiel zurückhaben; denn soeben fiel mir ein, daß ich  im 2. Teil  meines  "Faust"  einige Sätze zu stehen habe, die ich sofort ändern muß, weil sie der Unverständlichkeit entbehren! Bei einem Dichter meines Formats wirken nur unverständliche Sätze verständlicherweise selbstverständlich! Notieren Sie diesen Ausspruch, Eckermann!"  -  "Ja wohl, Herr Geheimrat!"  -  !Außerdem"  - setzte Goethe den Vortrag fort und sich wieder hin,  "außerdem wird Ihre Glocke zu lang, wenn Sie nicht augenblicklich mit dem Dichten nachlassen! Denken Sie doch an all die lieben Schulkinderchen, die Ihre Glocke dermaleinst vielleicht werden auswendig lernen müssen!"-----
So verdanken wir eigentlich Goethe die Entstehung dieses Schillerschen Werkes --  aber auch den erfreulichen Umstand , daß dieses Gedicht nicht noch länger wurde  --  aber auch die betrübliche Tatsache, daß Schiller keine Zeit mehr hatte, das Werden und die Nutzanwendung des für eine Glocke doch so notwendigen Klöppels zu schildern!
Vielleicht wusste er damals schon, daß seine Glocke gar keinen Gelegenheit haben würde, jemals mit eherner Zunge zu reden ---- denn wie sagt der Dichter:  Friede sei ihr erst Geläute ....

30 Kommentare :

  1. Hihi ....spannend ..konnte mir die drei Herren bildlich vorstellen .....von "der Glocke" kann ich nur noch die ersten zwei Strophen ....*zugeb* aber das war eine heitere Geschichte darum :-)

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  2. Hallo Irmi und Nachtkröte,
    ja, ja die gute alte Glocke und Schiller.
    Werde meine Blogschelle mal für eine Weile an den Nagel hängen.
    Schöne Zeit für euch und bleibt gesund, wohl und munter!
    Nachtschellengrüße v.
    Oskar

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  3. Eine amüsante Geschichte...Heinz Erhardt liebe ich auch sehr.
    Hab einen schönen Tag, liebe Grüße, Petra

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  4. Oh welch wundervolle Geschichte, ja ich durfte das gedicht auch lernen, ist mir allerdings zu der zeit auch noch relativ einfach gefallen. versuch mal heute dir so was zu merken!!! Geht nicht.

    LG Shoushou

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  5. Hallo Irmi,
    Heinz Erhardt sei Dank wissen wir jetzt um die Entstehung der Glocke!;O) Von ihm lese ich immer wieder gerne.

    Liebe Grüße
    Sabine

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  6. ...gluck, gluck...weg war sie. Das ist alles, was ich mir von dem Gedicht behalten habe, denn ich mußte es nie auswendig lernen und freiwillig? -eben nur diese "Kurzform". Keine Ahnung mehr, woher die stammt, ich habe sie von meiner Mutter gelernt.
    Wünsche dir einen schönen Tag, liebe Grüße von Birgitt

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  7. Hm, ich muss direkt mal das Gedicht nachlesen. Kann mich nur noch grob daran erinnern.
    Glockenläuten ist so schön! Weihnachten, Ostern, Hochzeiten, selbst trauriges Gebimmel ist betörend.
    Liebe Grüße von Kerstin.

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  8. hallo Irmi
    dolle Geschichte..man denke nur es hätte den Kugelschreiber schon gegeben..au backe..
    LG vom katerchen

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  9. Liebe Irmi, und mal wieder eine sehr informative Geschichte, wie könnte es auch anders sein. Aber an die Glocke erinnere ich mich nicht so gerne. Die musste ich schon auswendig lernen und die Kids. Es war ein Drama, bis alles im Kopf war.....aber, dafür behält man es sich fast für das ganze Leben. Lieben Gruss,
    Simone

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  10. Und schon hast Du uns alle an "Die Glocke" denken lassen...
    Oh ja, das Auswendiglernen ist mir noch im Gedächtnis...und meine Kinder mussten es auch...
    Deine Geschichte dazu gefällt mir viel besser. Danke, für die netten Gedanken am Morgen
    Ich wünsch Dir einen schönen Tag
    Elisabeth

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  11. Von all dem vielen was ich so auswendig lernen musste, da blieb mir die Glocke bis heute noch im Sinn...

    Servus und so Long
    Kvelli

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  12. Hallo Irmi,
    eine sehr schöne und amüsante Geschichte....ja, an das "auswendig lernen" erinnere ich mich auch noch.

    Liebe Grüße
    Katinka

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  13. *****....ich könnte mal ein Gedicht über die Glöcke schreiben*****

    Supi! Mal eben so und ganz lässig! Sehr cool :)

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  14. Liebe Irmi, sehr schöne Geschichte, die für das Trauma des Auswendiglernens entschädigt!

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  15. Boah, dat Gedicht kenn' ich! Wa'te, ich sach's dir ma* grad auf!

    Going, Going, Going!

    Nur so lang find' ich dat jez au' wieder nich'!

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  16. Liebe Irmi,
    das hat mich sehr erheitert. Da geht es mir gleich schon viel besser.
    LG Sabine

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  17. Liebe Irmi,

    eben habe ich dir schon auf
    deinen guten Kommentar geantwortet.
    Jetzt kommt noch mein Dank für deinen ausgezeichneten Text.

    Liebe Grüße
    Angela und Elisabeth

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  18. Ich habe viele Balladen und Gedichte freiwillig auswendig gelernt, aber nicht die Glocke. Muss wohl geahnt haben, dass sie nicht richtig beendet wurde ;-)
    War amüsant zu lesen.
    Liebe Grüße

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  19. Auch ich habe amüsiert hineingelesen und möchte gerne einen lieben Tagesgruß bei Frau Irmi erklingen lassen!

    "Ding ding doiiing" ;-)

    Tiger
    =^.^=, (der früher in der Schule ganz gerne Gedichte auswendig lernte und vortrug)

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  20. Was für wunderschöne weiße Lilien ~ es sind meine Lieblingsblumen ~ sehr schön eingefangen.

    LG
    Kathrin

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  21. Also ich konnte mir die Vorstellung von Heinz Ehrhardt sehr bildlich vorstellen!!! Wunderbar amüsant!! Merci Irmi und dir einen schönen Abend!
    ♥-lich bbbb

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  22. "Fest gemauert in der Erden
    Steht die Form aus Lehm gebrannt.
    Heute muß die Glocke werden!
    Frisch, Gesellen, seid zur Hand!
    Von der Stirne heiß
    Rinnen muß der Schweiß,
    Soll das Werk den Meister loben!
    Doch der Segen kommt von oben."
    Ja, den Anfang kann vermutlich noch jeder, der das jemals auswendig lernen musste. Deine Geschichte ist sehr amüsant, kann mir das Trio richtig gut vorstellen *lach*. Aber ich habe mir auch gerade nochmal das komplette Gedicht durchgelesen, dass ein sehr schönes Sittengemälde der damaligen Zeit darstellt (von wegen "drinnen waltet die züchtige Hausfrau" und so). Danke für den Anstoß. Ich mag dieses Gedicht und ich konnte es auch mal irgendwann auswendig, so wie auch den "Ring des Polykrates":
    Er stand auf seines Daches Zinnen,
    und schaute mit vergnügten Sinnen
    auf das beherrschte Samos hin.
    "Dies alles ist mir untertänig,
    so sprach er zu Ägyptens König,
    gestehe, daß ich glücklich bin."
    Damals hatte ich ein gutes Gedächtnis zum Auswendiglernen, heute würde das wohl nicht mehr funktionieren.
    Lieben Gruß
    Elke

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  23. Welch ein Glück, daß Heinz Erhardt die Dinge immer so erklärt hat, daß man sie auch gut im Gedächtnis behalten kann. :-)

    Liebe Grüße von 2 B's

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  24. Ach, ich konnte ihn fast sprechen hören! Typisch Heinz Ehrhardt! Ich hab mich bei der Lektüre königlich amüsiert!

    Lieben Abendgruss, Brigitte

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  25. Hallo Irmi, sehr schöne Geschichte. Wo du es nur immer hernimmst? Danke!
    Liebe Grüße Bärbel (ja, mich gibt es noch :-))

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  26. Huhu Irmi,
    wer kennt nicht aus der Schulzeit *die Glocke?* :-)

    Der liebe Herr Schiller hat mit mir Geburtstag. Dauert gar nicht mehr so lange....

    LG Brooke

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  27. Ohhh, die Glocke...davon kann ich nicht mehr viel *grins*
    Und wenn Sonntags die Glocken läuten, dann falle ich aus denm Bett. Die Kirche ist auf der anderen Straßenseite ...grummel !!

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  28. Leider hatte ich auch das zweifelhafte Vergnügen die Glocke auswendig zu lernen, wie sehr viele andere Gedichte, an die ich mich teilweise garnicht mehr erinnern kann.
    Dazu noch paar Sprüche in englischer Sprache.
    In meinem Alter scheint nichts mehr in meinem Gehirnskasten hängen zu bleiben.

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.