Als Strategie gegen Stress und chronische Überbelastung haben Experten die Muße wiederentdeckt.
Und darüber sollte man keinesfalls lächeln oder es mit einer Handbewegung abtun.
Es ist nicht bekannt, ob Isaac Newton (1643-1727) auf seine Gravitationstheorie gekommen wäre, hätte er damals am Laptop sein Postfach aufgeräumt. Der Legende nach kam dem Physiker der zündende Gedanke zur Schwerkraft, als er entspannt beobachtete, wie ein Apfel in seinem Garten von einem Baum plumpste. Newton fragte sich, was da eigentlich passiert war und entwickelte die bahnbrechende Theorie.
Ohne Stress zum Erfolg oder gar Welterfolg? Im modernen Arbeitsalltag fast undenkbar. Der Wirtschaftswissenschaftler Norbert Rohleder analysiert die heutige Arbeitswelt. Unlängst hat er einen lesenswerten Aufsatz "Muße für Manager" veröffentlicht. Er ist es auch, der den etwas verstaubt wirkenden Begriff "Muße" wiederentdeckt hat. "Muße - Gründe für absichtsloses Nichtstun."
Er sagt: Wir haben ein großes Arbeitsvolumen und gleichzeitig ist der Zeitdruck gestiegen. Arbeitnehmer - und nicht nur sie - werden von Mails überschüttet, hetzen Terminen hinterher und vermengen Arbeit mit Freizeit. Die chronische Überbelastung führt ganz einfach zu Ausfällen.
Er plädiert daher für die Rückkehr zu einem Prinzip, das früher als selbstverständlich galt. Er sagt:
"Muße ist nichts Antiquiertes. Man darf es allerdings nicht damit verwechseln, abends vor dem Fernseher abzuhängen." Es ist nicht Trägheit. Muße bedeutet Zeit zu haben, über die man selbst Herr ist. Die keinem äußeren Zweck dient. So einfach und doch so schwer.
Wir verlernen die Muße nicht, wir gewöhnen sie uns ab.
Ulrich Schnabel hat ein lesenswertes Bucht über die Muße geschrieben: "Muße. Vom Glück des Nichtstuns."
Zeit für sich haben - auch mal im Grünen sitzen, ohne gleich daran zu denken, am besten auf eine Joggingrunde zu gehen. In Ruhe zu telefonieren, ohne nebenher etwas zu machen (was übrigens auch nicht gerade höflich dem Anderen gegenüber ist). Das ist Muße.
Was rennst, was mühst du dich,
Zu mehren deine Tat.
Halt nur den Acker rein,
Dann sprießt von selbst die Saat;
In Ruhe wohnt die Kraft,
Du mußt nur ruhig sein,
Durch ohne Tür und Tor
Die Gnade lassen ein.
Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848),