Die ersten Tages des neuen Jahres sind auch schon wieder vorbeigerauscht. Man hat sich Gedanken über das Vergangene gemacht, diesen oder jenen Schluss gezogen. Vieles ist anderes gekommen, als man gedacht hat.
Menschen sind von uns gegangen und haben eine spürbare Lücke hinterlassen, Horrormeldungen lösten sich ab und sind schon wieder in Vergessenheit geraten. So ist das Leben, pflegt man zu sagen. Das nachstehende Gedicht stammt aus dem Jahr 1933 - und hat nichts an Aktualität verloren.
Nun starb das Jahr. Auch dieses ging daneben.
Längst trat es seinen Lebensabend an.
Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben,
Weil man sich ja ein neues leisten kann.
Man sah so manches Jahr vorüberfliegen,
Und der Kalender wurde langsam alt.
Das Glück gleicht eleganten Luxuszügen
Und wir der Kleinbahn ohne Aufenthalt.
Im Wintersportgebiet hat's Schnee gegeben.
Wer Hunger hat, schwärmt selten für Natur.
Silvester kam. Und manches Innenleben
Bedarf jetzt fristgemäß der Inventur.
Wir gossen Blei und trieben Neujahrspossen.
(Minister formen meist den Vogel Strauß...)
Was wir im letzten Jahr in Blei gegossen,
Das sah verdammt nach Pleitegeier aus.
Das Geld regiert. Wer hat es nicht erfahren,
Dass Menschenliebe wenig Zinsen trägt.
Ein braver Mann kann höchstens Worte sparen.
...Wenn er die Silben hübsch beiseitelegt.
Die Freundschaft welkt im Rechnen mit Prozenten.
Bald siehst du ein, dass keiner helfen kann.
Du stehst allein. Und die dir helfen könnten,
Die sagen höchstens: <... rufen Sie mal an!>
Nun starb ein Jahr. - Man lästre nicht am Grabe!
Doch: Wenn das Leben einer Schule gleicht,
Dann war dies Jahr ein schwachbegabter Knabe
Und hat das Ziel der Klasse nicht erreicht.
(Mascha Kaleko)
(1933)
Längst trat es seinen Lebensabend an.
Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben,
Weil man sich ja ein neues leisten kann.
Man sah so manches Jahr vorüberfliegen,
Und der Kalender wurde langsam alt.
Das Glück gleicht eleganten Luxuszügen
Und wir der Kleinbahn ohne Aufenthalt.
Im Wintersportgebiet hat's Schnee gegeben.
Wer Hunger hat, schwärmt selten für Natur.
Silvester kam. Und manches Innenleben
Bedarf jetzt fristgemäß der Inventur.
Wir gossen Blei und trieben Neujahrspossen.
(Minister formen meist den Vogel Strauß...)
Was wir im letzten Jahr in Blei gegossen,
Das sah verdammt nach Pleitegeier aus.
Das Geld regiert. Wer hat es nicht erfahren,
Dass Menschenliebe wenig Zinsen trägt.
Ein braver Mann kann höchstens Worte sparen.
...Wenn er die Silben hübsch beiseitelegt.
Die Freundschaft welkt im Rechnen mit Prozenten.
Bald siehst du ein, dass keiner helfen kann.
Du stehst allein. Und die dir helfen könnten,
Die sagen höchstens: <... rufen Sie mal an!>
Nun starb ein Jahr. - Man lästre nicht am Grabe!
Doch: Wenn das Leben einer Schule gleicht,
Dann war dies Jahr ein schwachbegabter Knabe
Und hat das Ziel der Klasse nicht erreicht.
(Mascha Kaleko)
(1933)
Stimmt :)
AntwortenLöschenLG
Ja, liebe Irmi,
AntwortenLöschenalle Jahre wieder, genau so ist es. ein grossartiges Werk von Mascha Kaleko.
Auf dieser Welt bestimmen die Mächtigen, die Wirtschaft, die Politik und die Religionen
Die Wirtschaft will es so...
...die Politik die will es auch so, auch wenn sie sich alle verlogen und heuchlerisch geben und gleichzeitig Geld in die eigenen Taschen schaufeln. Es werden Millionen für Wahlpropaganden ausgegeben, währenddessen Millionen an Hunger leiden. Es werden Milliarden in Waffen gesteckt, währenddessen Millionen sterben, an Hunger und durch eben diese Waffen. Von den Schandtaten der Chemie- und Atomlobby ganz zu schweigen. Es werden Billionen Schulden gemacht, währenddessen die Reichen in saus und braus leben und dabei immer noch reicher werden.
Es wird weltweit Raubbau an Natur und Leben betrieben, auch dieses Spiel geht immer weiter so, bis des Menschen Lebensgrundlage völlig zerstört ist und mit ihr der Mensch. Dann hat die Natur endlich wieder Zeit, sich von diesem Wahnsinn zu erholen.
Die Ungerechtigkeit wird siegen, auch wenn die Religionen das Gegenteil behaupten. Denn auch sie spielen in diesem fiesen spiel mit. Jahrzehnte, Jahrhunderte lang haben auch sie geplündert, gemordet, vergewaltigt und tun es immer noch.
Leider ist es so, dass die Gerechtigkeit von DENEN bestimmt wird, die das Sagen haben und das sind DIE, die immer reicher werden. Und wieder vernimmt man in den Nachrichten: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander...
Die Schere zwischen Arm und Reich ist schön längst entzweit, sie kann nicht mehr geschlossen werden...
Ja, sie ist entzweit, gebrochen, die Wirtschaft hat versagt, die Politik hat versagt, aber Ihr Größenwahn hat gesiegt! Auf Kosten derer, die ehrlich geschuftet haben und immer noch schuften, sofern sie Arbeit haben. All denen wurde und wird munter weiter ALLES genommen, was sie verdient haben mit ihren miesen Löhnen, sogar ihre Ehre. SIE sagen: wir müssen den Gürtel enger schnallen und SIE meinen UNS damit...
Liebe Grüsse
Hans-Peter
Wie schöööön - und vor alle: zeitlos!! Das war 1933 so aktuell wie heute!
AntwortenLöschenDanke für Deinen Besuch bei mir - schaue nun öfter bei Dir vorbei!!
glG
Sehr tiefsinnig mein liebes Irmili ...und sehr wahr!
AntwortenLöschenEinen lieben Sonntagsgruss
von
Deinem
Kroeti :-)
TREFFEND !!!
AntwortenLöschenHerzlichen Gruß und schönen Sonntag
Cynthia
Liebe Irmi,
AntwortenLöschenich kann mich dem nur anschliessen
Ich wünsche Dir noch einen schönen geruhsamen Sonntag.
Viele Grüße Nachtfalke
Die Aktualität ist unglaublich, gut ausgewählt!
AntwortenLöschenLG
Mir schwebt schon eine zeitlang vor, das Lied "Money" von Pink Floyd mit Zitaten aus unserer Welt des Kapitalismus anzureichern. Da ließen sich Themen einbauen wie Konsum, dass der Mensch durch Werbung fremdgesteuert ist, Schnäppchenjäger usw. Mal sehen, ob und wann ich dazu komme ...
AntwortenLöschenGruß Dieter