Mittwoch, 17. Juli 2013

Man muss und kann es erlernen....

.... das Nichtstun.



Es gibt Zeiten, da scheint sich alles gegen uns zu verschwören. Zur Erkältung kommen Stress in der Partnerschaft und Ärger im Beruf - und die Zeit reicht hinten und vorn nicht für all das, was wir uns vorgenommen haben und was andere evtl. von uns erwarten. Das bisschen Leben verdichtet sich zu einem undurchdringlichen Gewirr dunkler Gedanken. Diese laufen auf die Erkenntnis hinaus: "Es kann nur noch bergab gehen."
Wenn man diesen Gedanken einmal nachgeht, Insich geht, dann merkt man sehr schnell: "Mir fehlt etwas."
Viele Menschen meinen, sie müssten ihrem Leben eine weitere wesentliche Zutat hinzufügen, um aus dem Tal entfliehen zu können. Meist hat man schon einiges probiert: Ein neues Hobby, evtl. ein neuer Beruf (ist allerdings heutzutage nicht mehr so leicht) und manchmal sogar einen neuen Lebenspartner. Ein Kick! Aber wir verkennen, dass das alles nicht zählt. Wir müssen unserem Leben eine ganz andere Zutat hinzufügen: Das Nichts!
Das Nichts als Richtungsweiser: Nichtstun, Herumhängen und Stille werden als unproduktiv empfunden. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Mystiker und Philosophen aus allen Kulturkreisen haben immer wieder versucht, das Paradoxe des Nichts in Worte zu fassen. Buddha beginnt seine Lehre über die Erleuchtung mit den Worten:  "Es kann nicht gelehrt werden.". Die Zen-Meister Japans nennen es den  "leeren Spiegel", in den der Meditierende blicken soll, ohne sich darin zu spiegeln.
Wir sollten dem Nichts einen festen Platz in unserer terminorientierten Welt  einräumen.Und wir sollten ihm auch eine zeitliche Dimension geben. Eine Viertelstunde z.B. in der nichts anderes gilt als Ich. Man sollte sich auf seinen Atem und den Herzschlag konzentrieren. Das nennt man auch meditatives Abschalten. Man muss und kann es erlernen. Entspannung für Körper und Geist. Das ist nicht leicht - aber nach längerer Übung geht es in Fleisch und Blut über. Ich habe so gelernt zu entspannen!

O wunderbares, tiefes Schweigen,
Wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
Als ging' der Herr durchs stille Feld.

Ich fühl mich recht wie neu geschaffen,
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen,
Ich schäm mich des im Morgenrot.

Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will ich, ein Pilger, frohbereit
Betreten nur wie eine Brücke
Zu dir, Herr, übern Strom der Zeit.

Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,
Um schnöden Sold der Eitelkeit:
Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd

Schweig ich vor dir in Ewigkeit.

(Joseph von Eichendorff)

31 Kommentare :

  1. Liebe Irmi, heute war mein Tagesmotto: "Time you enjoyed wasting, is not time wasted." ( T.S. Eliott ). Passt?!
    Danke für deine Glückwünsche an mich Greenhorn ;-)
    Gute Nacht!
    Astrid

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  2. Genießen wie die Zeit vergeht, nenne ich das.
    Aber ich mußte es auch erst lernen.

    Ich wünsche Dir eine gute Nacht,

    Liebgruß,
    Tiger
    =^.^=

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  3. Das NichtsTun ist genial. Aber es ist so schwer und stößt auf so viele Widerstände. Man muss nicht nur nichts tun, sondern auch (los) lassen können. Von "ich muss und sollte" und solchen Dingen.
    Hab eine gute Nacht,
    LG Ulrike

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  4. In unserer schnelllebigen Zeit haben wir fast alle das Nichtstun verlernt, wir sind ja ständig mit allerlei Sachen beschäftigt und nicht nur mit einer, nein, viele Dinge müssen gleichzeitig erledigt werden. Stress und Burnout sind vorprogrammiert.

    Heutzutage will Nichtstun einfach neu erlernt werden, aber es lohnt sich. :-)

    Liebe Grüße und eine gute Nacht wünscht dir
    Christa

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  5. Guten Morgen, liebe Irmi,

    dein Artikel heute trift mich genau an der Stelle, die in den letzten Tagen immer mal wieder einen Platz in meinem (Um)Denken hat.
    Ich bin zu viel unterwegs, zu selten bei mir selbst und das ist nicht gut. Also verordne ich mir eine Auszeit, stoße aber immer wieder auf Widerstand (bekomme keinen Urlaub, erhalte gut gemeinte Besuche, wenn ich gerade entspannen möchte und kann nicht sagen: Eigentlich wollte ich mal meine Ruhe haben)
    Ich lerne NEIN zu sagen, merke aber, dass man das von mir nicht gewohnt ist und zieht sich beleidigt zurück. Ach, es ist nicht so leicht!
    Das Gedicht ist sehr schön, ich nehme es mir mal mit und versuche, mir wenigstens eine Stunde am Tag zu gönnen, in der ich allein sein kann und einfach mal "Nichts" mache.
    Hab einen schönen Tag, liebe Grüße
    Regina

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  6. Guten MOrgen liebe Irmi,
    das ist ein Post, den ich mir besonders gern zu Herzen nehmen werde! :O)
    Ich wünsch Dir einen wunderschönen und sonnigen Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥

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  7. moin irmi,
    die wahrnehmung des *ich* ist sehr wichtig, manche kommen aus der fremdbestimmung nie heraus und bemerken nicht einmal die ursache ihrer unzufriedenheit.
    hach - ich bin so gern mit mir allein!
    einen wunderbaren sommersonnentag wünsche ich dir!

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  8. Ja abschalten koennen, das faellt vielen in unserer heutigen schnelllebigen Zeit schwer. Wichtig ist es aber schon, sehr sogar, das sich auf sich selbst Besinnen...
    Danke das Du daran erinnerst Irmi. :-)

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  9. guten morgen irmi,
    ja, mit dem nichtstun ist es so eine sache. wenn man aufgezogen wurde wie ich, dass man immer etwas tun muß, tut man sich da schwer. aber auch ich mache mal gar nichts, es geht schon.

    aber das nichtstun ist auch gefährlich, wir hatten gestern im diskussionskreis ein thema unzufriedenheit. dass vielleicht viele krankheiten depris usw. vom nichtstun auch von der vielen zeit, die man dann hat kommt. man hat beim nichtstun auch zeit darüber nachzudenken, dass man alt wird, dass vieles nicht so läuft, wie man will. und dun und. auch die medien tun ihr übriges dazu. da könnten frauen nicht alt werden, da macht man sich gedanken über falten und und und.

    es hat alles zwei und manchmal sogar drei seiten. über die diskussion werde ich auch mal berichten, wenn ichs mal denn verdaut habe. schreibt ja schon michael ende in der unendlichen geschichte, das das nichts zerstört, wenn auch in anderer weise.

    lg eva

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  10. Wenn du dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst
    und keinen Raum mehr vorsiehst für die Besinnung und das Nichtstun
    – dafür lobe ich dich nicht.
    Wer mit sich selbst schlecht umgeht,
    wie kann der gut sein?
    Gönne dich dir selbst.
    Ich sage nicht: Tu das immer.
    Ich sage nicht: Tu das oft.
    Aber ich sage: Tu das immer wieder einmal.
    Sei für alle anderen auch für dich selbst da.

    Bernhard von Clairvaux

    Schönes Thema liebe Irmi. Ja wer den Raum für das Nichtstun nicht mehr aufsucht, dem werden auch drei Wochen Sommerurlaub kaum hilfreich sein zur wahren Entspannung. Ich bin dankbar früh schon erlernt zu haben dass alles seine Zeit hat…und geniesse das Nichtstun sehr.

    Ganz liebi Grüessli
    Julia

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  11. Liebe Irmi,

    das ist ein besonders interessantes Thema. Du siehst es an den vielen Kommentaren.

    Sonnige Grüße
    Elisabeth

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  12. Guten Morgen liebe Irmi
    Deine Posts werden immer besser. Das Thema regt zum nachdenken an. Das Gedicht dazu passt so schön.
    Leider ... leider kann ich grad keine Pause machen. Wenn ich hier ausmache "ruft" der Haushalt und spätestens am Mittag schreit der Robert nach dem Essen ....!
    liebe Grüsse
    Elisabeth, die Dir einen richtig schönen Tag wüscht

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  13. Hallo liebe Irmi. Dein Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht!
    Wohl dem, der sich mal hinsetzen kann und wirklich, aber auch wirklich nichts tut. Ich habe damit so meine Probleme, ich hetzte zwar nicht von einem Termin zum anderen, aber ich bin immer mit irgendetwas beschäftigt, habe aber dabei das Gefühl, dass ich mich wohl fühle. Meine ruhige Zeit ist, wenn ich lese, aber da sind meine Gedanken auf den Inhalt des Buches konzentriert, also ehrlich gesagt so ein richtiges Nichtstun nur so dasitzen und nachdenken kenne ich kaum bei mir.
    Schönen Tag wünsch ich euch allen! Herzlichst MinaLina

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  14. Hallo Irmi,
    manchmal habe ich den Eindruck, dass dies ein typisch deutsches Problem ist. Wir müssen produktiv sein, immer etwas machen, Nichtstun ist Produktivitätsverlust und Zeit, die nicht genutzt wird. Ich kenne so manche, die nur herumrasen, ständig in bewegung sein müssen und nicht zu sich selber finden. Wenn ich im Ausland bin - Frankreich oder Belgien - glaube ich, dass die Menschen eine ganz andere Einstellung zum Nichtstun haben. Ja, dass Nichtstun sogar einen Wert hat. An anderer Stelle hatte ich etwas über die protestantische Ethik von Max Weber gelesen, dass der Mensch tätig sein muss und dass das Nichtstun verdammt wird. Dies steckt in sehr vielen Köpfen.

    Gruß Dieter

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  15. ein wunderschöner post liebe irmi, ich denke gerade darüber nach.
    liebe gruesse!

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  16. Ich komme gerade von Astrid herübergeschwebt und bin gleich mal hängengeblieben. Ein sehr schöner Post! Menschen, die nachdenken, loslassen, tiefe Ruhe und Gelassenheit in sich tragen, laufen einem wirklich selten über den Weg. "Das Leben frißt uns auf. Wie sind lebende Lagenden. Bleib ruhig: es wird alles egal sein in hundert Jahren." (Emerson) Liebe Grüße von Nicole

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  17. Liebe Irmi,

    ich musste auch lernen, mal nichts zu tun und heute könnte ich mir es gar nicht anders mehr vorstellen, als mal kurz eine Ruhepause einzulegen. Die Reizüberflutung der heutigen Zeit macht krank, wenn man sich keine Stille, Ruhe und Erholung gönnt.

    Ich wünsch dir einen schönen Mittwoch

    LG Mela

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  18. Liebe Irmi,
    eins dieser Themen, an denen ich arbeite und es mir gönne, täglich eine kleine Denkauszeit zu nehmen, manchmal schwer zu realisieren, dann wieder ganz leicht. Ein berührender und tiefgründiger Post, hab lieben Dank dafür.
    Herzliche Grüsse in deinen Mittwoch, Sichtwiese

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  19. Irmi das ist eine Kunst..

    das erlernte schlechte Gewissen jagt einen immer(mich) wenn ich mal FAUL war..meine Mutter..hast du nichts was du machen kannst?? das prägt
    LG vom katerchen

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  20. Hallo liebe Irmi!

    Habe dein Profilbildchen in einigen Blogs immer wieder gesehen, das hat mich neugierig gemacht...und hier bin ich, und bleibe!
    Dein Blog gefällt mir und du sprichst mir aus der Seele!
    Nichtstun, ja dazu muss ich mich auch immer wieder zwingen...ich sehe aber, dass ich das brauche, denn dann geht es mir besser!

    Viele liebe Grüße
    Karin

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  21. ...interessant.... wirklich...
    wenn ich so in eine Phase komme... was es noch nicht oft gab...
    gehe ich einfach raus in die Natur...
    schaue mir die Blumen an... die Berge... die Seen... die Bäume... die Wiesen... die Tiere... den Schnee.... oder was auch immer...
    so perfekt wie die Natur ist,
    so fröhlich werde ich dann wieder.
    Für mich ist die Natur,
    das grösste Geschenk und die Zufriedenheit... der Ausgleich in meinem Leben...
    ich glaube, es geht eigentlich auch unter: nichts... (machen) :-)
    liebe Grüsse Nathalie

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  22. Ohh, das kann ich sehr schlecht, aber beim Yoga klappt es und wenn ich in der Natur bin, dann kann ich abschalten, aber ich darf dann keine Kamera dabei haben.

    Einen schönen Sommertag wünsche ich dir liebe Irmi ♥ Mathilda

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  23. Zitat: Man muss und kann es erlernen....
    .... das Nichtstun. Zitat ende...
    Ja das ist wohl wahr.... grade ich kann ein Lied davon singen, man muss es lernen, es fällt heutzutage sehr schwer nichts zu tun. Ich darf ja noch kaum was tun wegen meine Bandscheibenvorfall Geschichte. Manchmal ist das echt doof man möcht was tun aber man soll ja nicht.... nichts tun.... gar nicht so einfach wäre aber ab und zu mal genau das Richtige! LG FrauElch *winkwink*

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  24. Liebe Irmi,
    wunderschöner Post. Dem Leben nichts hinzufügen oder Das Nichts hinzufügen ergibt einen großen Unterschied. Ich denke das süße Nichtstun kann sich positiv und negativ auswirken, je nach dem wie viel, wie oft....
    Danke für deinen cmt.: Das denke ich eher bei den großen Häusern, v.a. wenn die Fenster alle gleich aussehen oder wenn ich weiss, dass es sich um ein Wohnheim handelt. (Hier schätze ich eher viele junge und gebildete Leute drin, aber das kann natürl niemensch genau wissen.)
    Einen schönen Abend wünscht dir Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog

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  25. Oh wie schön geschrieben liebe Irmi, das muß man wirklich erlernen und am Ball bleiben. Das braucht seine Zeit bis mans kann. Ich habs beim Yoga gelernt.

    Liebe Grüße
    Angelika

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  26. Ein wunderschönes Gedicht.
    Liebe Grüße!

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  27. Liebe Irmi,

    ich bin noch nicht so weit, mein Mann meint bei mir
    immer ich wäre wie ein Rennpferd dass man in den
    Stall sperrt...

    Schönes Gedicht!

    Liebe Grüße
    Birgit

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  28. Oh ja liebe Irmi, das kann man lernen. So genieße ich in den frühen Morgen den Blick auf den Tagesbeginn, das Zwitschern der Vögel und wie das Leben erwacht. Mit einer Tasse Kaffee draussen sitzen und einfach nur genießen.

    ...da kann der Tag dann noch so hektisch werden, diesen Moment kann mir niemand mehr nehmen^^

    Liebe Abendgrüssle

    Nova

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  29. Liebe Irmi,
    Dein Thema regt uns alle an, etwas zu tun, nämlich nachzudenken! ;-)
    Ich gestehe, ich habe das Nichtstun sehr schwer lernen müssen. Das Gedicht von Eichendorff dazu gefällt mir ausnehmend gut.
    Auch heute noch arbeite ich daran, Nichtstun nicht als Makel zu empfinden, sondern als Geschenk. Und ich übe es jeden Tag auf's Neue!
    Am besten gelingt mir das Nichtstun wenn ich am Strand sitzen kann und auf das Meer schauen. Da kann ich mich dann wirklich ganz hineinversenken, eins werden, Frieden fühlen.

    Ganz liebe Grüße und einen angenehmen Feierabend,
    ♥lichst moni

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  30. Liebe Irmi,
    hier am Meer bin ich manchmal sehr erstaunt, wie lange man ( selbst ich ;o)!) in der Lage sein kann auf´s Meer zu schauen ;o)!Ich sitze am Strand und schaue auf´s Wasser, die Wellen kommen und ziehen sich zurück, die Wellen kommen und ziehen sich zurück ;o)....mehr mache ich nicht, mehr denke ich nicht und wenn ich dann zur Uhr schaue bin ich immer sehr erstaunt ;o), es tut gut ;o)!Liebste Grüße,Petra

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  31. wieder ein interessanter Gedanke. Das NICHTS ... ja ... damit habe ich manchmal schon so meine Probleme. Eigentlich freue ich mich oft auf das NICHTS ... aber dann kommt meistens was dazwischen ... die Bügelwäsche, die Balkonblumen, ... ja ... auch der pc ... ;-) und dann verschiebe ich das NICHTS auf Morgen und dann auf Übermorgen.
    Aber ab und zu schaffe ich es inzwischen doch ... das NICHTS zu genießen :-)

    danke für deinen schönen post - und liebe Grüße von Heidi-Trollspecht

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.