Freitag, 7. Februar 2014

Dies und Das über eine brisante Frage...

In der letzten Lesestunde fragte mich ein 9-jähriger Junge: "Was ist scheinheilig?"  - Ich war erst einmal sprachlos. Ich kann nicht einfach fragen: "Wie kommst du darauf?" Das ist eine Gratwanderung. Es kann passieren, dass Eltern mir den Vorwurf machen, ihre Kinder auszufragen. Es war alles schon da. Seit neuestem werden Lesepaten geschult. Nicht nur im Lesen - nein auch darin, wie man mit gewissen prekären Situationen umgehen kann. Auch das sogenannte Ehrenamt hat so seine Tücken. Schade eigentlich.
Ja, was ist nun Scheinheiligkeit?  Ich könnte auf Anhieb viel dazu sagen. Scheinheilig kann man auch mit Bigotterie gleichsetzen. Eins steht fest: Mit Heilig hat die Scheinheiligkeit nicht zu tun. Und auch nicht Jede/r ist heilig oder fromm zu nennen, der unsere Kirchen - gleich welcher Konfession - bevölkert.
Peter Rudl hat es auf den Punkt gebracht:

Wenn die Menschen überhaupt etwas
bis zuletzt durchhalten,
dann ist es die Scheinheiligkeit und die Heuchelei.

Und Heuchelei begegnet uns heute mehr und mehr. Sei es im täglichen Leben, in der Politik, ja selbst in der Kirche. Mitmenschen, die man geachtet hat, stellen sich plötzlich als Heuchler heraus. Sie haben uns scheinheilig hinters Licht geführt. Manchmal fällt man darauf herein - oftmals erkennt man sie früh genug.

Kein Heiliger hätte sich je als guten Menschen bezeichnet.
Dies bleibt den Scheinheiligen vorbehalten - 
tue Gutes und rede darüber ...
(Peter Rudl)


20 Kommentare :

  1. Im Grunde liebe Irmi, eine durchaus interessante Frage. Ich werde sie mit in den Tag nehmen.
    "Auch das sogenannte Ehrenamt hat so seine Tücken. Schade eigentlich."
    Das sehe ich auch so. Natürlich darf man nicht Hinz und Kunz auf die Kinder loslassen. Doch schaue ich mir so manche Elterteile an, täte denen eine Schulung auch mal ganz gut.
    Gruß vonner Grete

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  2. bingo grete,
    für alles braucht man eine prüfung, nur zum kindererziehen nicht. man elternteil täte eine schulung gut.
    vor allen dingen was höflichkeit anbelangt, aber dazu mal näheres in einem post von mir.
    lg eva

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  3. Oh ja, diese Frage hat mir mein Sohnemann auch schon mal gestellt ...
    Ich denke schon, dass heilig und scheinheilig zusammengehören. "Heilig" wurden Heilige, weil sie etwas (nachhaltig) Gutes vollbracht haben. Scheinheilige tun vielleicht auch Gutes - jedoch nicht aus Nächstenliebe, sondern eher aus Eigennutz. Andere sind nur freundlich und hilfsbereit, solange ihr Gegenüber tatsächlich gegenüber steht - sobald er außer Sichtweite ist, wendet sich das Blatt und es wird schlecht geredet ...

    Ui, gar nicht so einfach ... ich merke gerade, dass ich mich auch schwer mit einer Antwort tue ...

    Danke für den Gedankenschubser,liebste Irmi!

    Alles Liebe,
    Sonja

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  4. Liebe Irmi,
    wenn man mit Kindern zu tun hat, dann wird man immer wieder auf Fragen stoßen, die spontan beantwortet werden wollen. So etwas kann man sicher nicht schulen, da braucht es ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und Gefühl, um damit umzugehen. Ich stimme Grete auch zu, oft sollten vielleicht besser die Eltern mal geschult werden.
    Scheinheiligen Menschen begegnet man immer mal wieder, ich ziehe mich in diesen Fällen höflich zurück und lasse mich auf keine Diskussionen ein. Früher war ich mal aufmüpfig und hitzig und habe gemeint, dass ich die Welt verändern könnte. Kann ich - aber nur im kleinen und an meinem Platz, das reicht mir!
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende dir
    Regina

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    1. Deine Antwort gefiel mir ...... Scheinheiligen Menschen begegnet man immer mal wieder, ich ziehe mich in diesen Fällen höflich zurück und lasse mich auf keine Diskussionen ein. Früher war ich mal aufmüpfig und hitzig und habe gemeint, dass ich die Welt verändern könnte. Kann ich - aber nur im kleinen und an meinem Platz, das reicht mir!
      Wenn du das kannst bist du schon sehr weit. Ich arbeite noch daran. Ich habe noch viel zuviel Hitzigkeit in mir.

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  5. Heute Morgen gibt es so viele herrliche Kommentare, dass es eine wahre Freude ist und alle haben sie recht. Die, die die tollen Kommentare geschrieben haben und die Frau, die den Post schrieb. Einen Zusatz gibt es noch von mir: Es ist mir nirgendwo mehr Scheinheiligkeit begegnet, wie bei der Institution Kirche!!!!
    Einen wunderschönen Freitag! Martina

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  6. Hallo Irmi ...
    Du hast es mal wieder treffend beschrieben ...
    Liebe Dank für Deine unerschöpfliche Energie , solchen Dingen auf den Grund zu gehen . Bin im Moment nicht ganz so fleissig mit Kommentieren , aber ich lese Deine Posts immer ..
    Hab ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    Antje

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  7. Irmi bei HEILLIG hätte ich schon Not mit der Erklärung..
    der letzte Spruch ..super
    LG zum Freitag vom katerchen

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  8. Zu erwähnen wären noch die vielen scheinheiligen Kommentare in den Blogs!
    Tag für Tag.....

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  9. Uiui. hier wird gerade hart geschossen über mir ;o)
    Ich werde dann auch mal meinen scheinheiligen Kommentar ablassen!
    Liebe Irmi,
    das Scheinheiligste, das mir in den letzten Jahren unter gekommen ist, war, als im Kommunionsunterricht der sehr verehrte *hüstel* Herr Pastor, den Kindern erzählte, es sei unchristlich, sich zum Weihnachtsfest teure Geschenke zu wünschen und nach dem Unterricht mit seinem dicken Audi davon brauste...!
    Wenn mein Sohn mich etwas ungewöhnliches fragt, dann frage ich ihn natürlich immer erst, wie er darauf kommt, denn ich denke, so hat man einen Anhaltspunkt, wo er mit seiner Frage steht. Ob man dann jemanden das Ausfragen vorwerfen kann? Vielleicht reagieren nur Eltern so, die gerne etwas vortäuschen, das ihrer Situation gar nicht entspricht...?? Wären wir dann wieder beim Scheinheilig????
    Wie auch immer, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. Liebe Grüße, Elke

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  10. Kinder sind am offensten und ehrlichsten, daher liebe ich sie so! Sobald sie aber die Umgangsformen der Erwachsenen lernen, beginnen auch sie - so ab Pubertät - aus Höflichkeitsgründen gewisse Floskeln, die sie nicht wirklich so meinen, aufzusagen oder manches andere mehr, eben das Verhalten, was der erwachsene Mensch so an sich hat.
    Klar weiß ich was Du meinst ... wenn bspw. jemand sich als Christ ausgibt, der nicht wirklich Christ zu sein scheint .... doch wer will das von uns Menschen beurteilen? Denn jemand kann fromm tun und jeder glaubt von ihm, er wäre ein wahrer Christ, doch sein Tun ist eben nur ein Tun, nichts Ehrliches! Generell halte ich Menschen nicht für Engel, jeder hat Fehler und einen dunklen Punkt, nur bei manchen kommt er eben - leider - oder gottseidank? - ans Tageslicht.

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

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  11. Liebe Irmi,

    ja - Kinder sind gewiß noch nicht scheinheilig ..wie sollen sie sich also vorstellen können, was das bedeutet..

    Das Wort zu erklären ist gar nicht so einfach. Man gibt etwas (Positives) vor, was man nicht ist oder fühlt. Aus Berechnung, weil man sich selbst einen Vorteil erhofft, wenn man einem anderen scheinheilig begegnet. Sehr unangenehm .. Da schätze ich die Menschen, die wirklich gerade heraus und ehrlich sind, auch wenn Direktheit auch nicht immer beliebt ist - aber lieber jemand sagt mir irgendwas ins Gesicht, als dass er vornerum "schön tut" und hintenrum lästert.

    Ich grüß dich ganz lieb und wünsche dir ein schönes Wochenende,
    Ocean :)

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  12. Guten Abend, liebe Irmi,

    ja, ich kann mir vorstellen, dass du in deiner schönen Aufgabe auch auf solche Situationen triffst. So kann es zum Tanz auf rohen Eiern werden, gell? Schein-heilig ... sagt es nicht schon das Wort ... jemand der nur zum Schein heilig (also alles Gute, Brave etc... ) ist? Man kann es auch als "falsches Getue" bezeichnen, würde ich denken.

    Ich wünsch dir ganz ehrlich ein schönes Wochenende
    und schick dir einen herzlichen Gruß,
    die Waldameise

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  13. Nun ist schon alles gesagt ... Ich finde es immerwieder so schön, dass Du das mit dem Lesen machst. Dass da dann mehr draus wird ist wohl ganz normal. Es war eine schwere Frage von dem Kind!
    liebe Grüsse und ein ganz wunderschönes Wochenende wünscht Dir
    ganz ehrlich ... die Elisabeth

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  14. Ah, that happened with 9 years old, lol.

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  15. Liebe Irmi, ja es ist unschön, wenn die Moralapostel plötzlich als Scheinheilige entlarvt werden.
    Das erleben wir ja fast täglich.

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  16. Hallo Irmi,
    ja, der Schein kann trügen, aber an ihren Früchten kann man sie erkennen...(steht schon in der Bibel)
    Ursprünglich war scheinheilig nur der, der seine Frömmigkeit vortäuschte.
    Liebe Grüße,
    Heidi


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  17. Oh ja, liebe Irmi, manchmal ist es nicht einfach, Kindern bestimmte Fragen zu beantworten und auch einfach zu erklären.

    Scheinheilig, bewusst täuschen und hinters Licht führen, wir erleben es tagtäglich in allen Bereichen unseres Lebens, wie du auch selbst schon aufgeführt hast.
    Du hast wieder ein schönes Thema ausgegraben, über das es sich lohnt, sich richtig Gedanken zu machen. :-)

    Liebe Grüße und gute Nacht
    Christa

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  18. Hallo Irmi,
    Scheinheiligkeit! Da sprichst du ein heikles Thema an. Wie du schreibst, ist sie allgegenwärtig und war wohl noch nie so ausgeprägt wie in heutiger Zeit.
    Damit habe ich schon sehr früh unangenehme Bekanntschaften machen müssen.
    So z.B. in Obrigheim, eine fleißige Kirchgängerin und Raumpflegerin beim damaligen Pfarrer. Sie hat uns immer verpfiffen, wenn wir heimlich geraucht haben :-( :-)
    Später dann – 1968 in Hamburg-Horn auf der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie und Seelsorge - wurde ich massiv mit solchen zahlreichen scheinheiligen Pharisäer konfrontiert. Angehende Pfarrer und Sozialreferenten waren oft an vorderster Front. Denn zum „normalen Psychologie- und Philosophie Studium habe ich als Zusatzstudium Pastoralpsychologie studiert.
    Später in ev. Splittergemeinschaften und Kirchen (teilweise sektenartig) sind mir immer wieder die unchristlichsten, menschenverachtenden christlichen Dogmatiker über den Weg gelaufen. Die ALLES, was nicht wie sie aussah und dachte, verteufelten und bekämpften und Andere aufdringlich bekehren wollten. Da vergesse ich nie die Zeltmissionen in Karlsruhe, wo sie ärmlicher aussehende Menschen verachteten und feindselig behandelt haben. Behinderte wurden gewöhnlich als Krüppel bezeichnet. Wie heißt es aber so schön in der Bibel:
    Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)
    und „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. (Römer 2.1)

    Besonders in den USA sind diese Ev. Kirchen und Gruppen dermaßen bekloppt, anmaßend und menschenverachtend , schlimm, schlimm … in erster Linie geldgeil und überall Geld einsammelnd und erpressend.
    Bis zum heutigen Tag habe ich gerade auch mit kirchlichen Diakoniemitarbeitern etc. oft schlechte Erfahrungen gemacht. Hier in KA seit geraumer Zeit Machtkämpfe und Mobbing und Psychoterror im Diakonie- und Sozialdienstbereich.
    In meinen Krankenhausdienstzeiten sind mir immer wieder besonders negativ die sich heilig-gläubig generierenden Ordensschwestern aufgefallen. Sie waren oft am kältesten und mitleidloser gegenüber Krankheit und Leid.
    Na ja! Eine unendliche, leidliche Geschichte mit all dieser Verlogenheit und Scheinheiligkeit.
    Jedenfalls hast du das Thema wieder gut angesprochen und passend unterlegt.
    Wünsche dir ein erholsames Wochenende.
    VG
    Oskar

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  19. fragen und antworten von kindern haben mich nachhaltig beeinflusst, grad die scheinheiligkeit ist ihnen fremd :).
    nachfragen warum, zuhören und ernst nehmen.
    wichtig ist es auch eigene fehler eingestehen zu können und schwächen zu zeigen.
    zu der vor mir schreibenden unke ;), gibt es eine prägende erfahrung meiner tante kurz nach dem weltkrieg.
    minderjährig, elternlos mit furchtbaren erlebnissen auf der flucht wollte sie krankenschwester werden und wurde abgekanzelt von einer ordenschwester, nicht für evangelische - zack, tür zu.
    scheinheiligkeit oder unglaubwürdigkeit ist ein sehr aktuelles thema!
    lg kelly

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.