Montag, 16. November 2015

Dies und Das über Einsamkeit und Alleinsein

Allein zu sein ist zunächst einmal nur ein objektiver Zustand, der die Tatsache beschreibt, dass kein anderer Mensch bei einem ist. Das beinhaltet keine Wertung und kann sowohl angenehm als auch unangenehm sein. Einsamkeit dagegen enthält eine negative Wertung, denn sie wird als dunkles, trauriges Gefühl von Verlassenheit empfunden.
Dieses Gefühl kann entstehen, wenn wir allein sind, aber auch genauso in Gegenwart anderer Menschen, falls wir uns niemanden nahe fühlen. Einsamkeit ist ein Schmerz der Seele, der an kein Alter gebunden ist. Allerdings stellt sich dieses schmerzliche Gefühl im Seniorenalter besonders  häufig ein. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) in Berlin leidet rund ein Drittel der über 60-Jährigen zeitweise oder häufiger unter Einsamkeitsgefühlen.
Bei mir jährt sich in Kürze der Todestag meines Mannes zum zehnten Mal. Da ich ihn bis zu seinem Tod rund um die Uhr gepflegt habe, brach plötzlich alles weg. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich aus dem schwarzen Loch kriechen konnte. Ich wusste, dass ich mich nicht gehen lassen konnte. Also suchte ich mir eine sinnvolle Beschäftigung. Ich betätigte mich ehrenamtlich in einem Stift und machte eine Ausbildung zur Sterbebegleitung. Wusste ich doch, wie wertvoll es ist, einen Menschen bei sich zu haben. Die traurigen Gedenktage kommen immer wieder, genau wie die erfreulichen. Ich kann und darf allerdings nicht schon Tage vorher an die traurigen Tage denken. Die Zeit vergeht und man denkt mehr und mehr an die schönen Zeiten, die man gemeinsam verlebt hat. Das Leben geht weiter und ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Mann gewollt hätte, dass ich in Trauer versinke.
Im Seniorenalter wird das soziale Netz aus Familie, Freunden und Bekannten bei vielen dünner, und die Kontakte mit anderen Menschen werden spärlicher. Zusätzlich bringt das höhere Alter eine Reihe von Veränderungen in der Lebenssituation mit sich, die verarbeitet werden wollen.
Einsamkeit kann das Leben verkürzen. Sie stimmt nicht nur traurig, sie macht auch krank. Nur wir selbst können die Einsamkeit beenden. Es ist völlig falsch, sich zu verkriechen und nur am Computer zu sitzen. Ich finde es fürchterlich, wenn ich Ablenkung nur durch den Computer finde.
Wenn ich auf Mails warte oder auf Post. 
Einsamkeit im Alter ist kein unausweichliches Schicksal. Wir selbst haben es in der Hand, den Zustand der Isolation zu durchbrechen. Dazu muss man allerdings selbst aktiv werden. Die wichtigste Voraussetzung für den Weg aus der Einsamkeit ist jedoch unsere innere Einstellung. Man darf nicht denken: "Das hat doch alles keinen Zweck". Sondern: "Ich habe noch viel zu geben". Mit dieser Einstellung bleibe ich neugierig auf das Leben.
Die Zusammenkunft mit meinen Lesekindern gibt mir sehr viel. Das werde ich auch so schnell nicht aufgeben. Die Betreuung im Stift habe ich allerdings auf zwei Personen reduziert - und die Sterbebegleitung werde ich auch etwas reduzieren.
Fazit:  Ich bin allein - aber nie einsam. Dazu gehören auch meine vielen Bloggerinnen und Blogger,
die mir das Gefühl geben, mitten im Leben zu sein. Danke dafür. Auch wenn ich nicht immer kommentieren kann, so lese ich doch viel. Ich danke EUCH an dieser Stelle für die Treue.

25 Kommentare :

  1. Liebe Irmi, ich bewundere es, wie du deinem Leben sinnvolle Inhalte gibst. Allein, aber nicht einsam, dieses Motto ist den Umständen geschuldet und sehr positiv besetzt, LG ClauDia.

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  2. Meine liebe Irmi,
    mit diesem Post machst Du sovielen Mut und gibst denen Kraft, die auch alleine sind.
    Danke für diese wunderbaren Beitrag!
    Ich wünsch Dir einen guten und freundlichen Wochenstart!
    ♥ Allerliebste Grüße und eine ganz fest Umarmung, Deine Claudia ♥

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  3. Hmm, Einsamkeit, alleine sein ... nachdenkliche Kost am Montag, liebe Irmi!
    Auch eines der Tabuthemen in unserer Zeit. Es ist schwierig darüber zu schreiben, weil man automatisch bei sich selbst landet und die eigen Position hinterfragt. Und ich komme nicht umhin festzustellen, dass ich Einsamkeit in Gegenwart anderer Menschen als belastend empfinde. Mit mir "all eine" kann ich gut sein. Das ist im Laufe der Jahre kein Thema mehr. Aber die Einsamkeit unter Menschen und die damit verbundene Frage, was mache ich eigentlich hier ... das kommt immer noch hin und wieder.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Tage, liebe Irmi. Es gibt wohl nichts, das uns in Zeiten der Trauer und des Gefühls des Verlustes trösten kann. Und manchmal heilt die Zeit auch nicht alle Wunden. Annehmen, kommt mir in den Sinn. Weiter machen ... ohne zu wissen wohin die Reise letztlich geht.

    Alles Liebe
    Erika

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  4. Gedenktage kommen, ob gute oder schwere. Schön, wie du das sagst.... Und sie gehen vorüber, gut oder eben nicht so geschmeidig. Ich wünsche dir Kraft, die Tage zu erleben, wie sie kommen. Und weiter zu gehen.
    Danke für deine Sicht auf das Leben
    Herzlichst
    yase

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  5. Liebe Irmi,
    tatsächlich ist die Einsamkeit im hohen Alter sehr verbreitet. Diese Einsamkeit führt auch oftmals zu Depressionen. Nicht selten sehen diese Menschen dann nur noch einen Ausweg.
    Ich finde es toll, dass Du Dich so engagierst und damit Deinem Leben eine neue Richtung gegeben hast.
    Manchmal braucht man auch ein bisschen Zeit für sich alleine, die man dann so gestalten kann, wie man es möchte. Einsamkeit jedoch braucht niemand.
    Ich wünsche Dir und uns allen, dass wir niemals einsam sind.
    LG
    Astrid

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  6. die Einsamkeit und das wegbrechen der sozialen Kontakte während mein Mann viele jahre krank war und dann letztentlich auch starb, habe ich selbst erlebt - auf einmal war da nichts mehr, mein ganzer Lebensinhalt war weg...... und ja ich habe auf Mails gewartet..... mir waren fast nur noch Internetkontakte geblieben...... aber auch diese haben mir geholfen ins Leben zurückzufinden.

    lg und einen guten Start in die Woche
    wünscht gabi

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  7. Es gibt so viele einsame und traurige Menschen. Du bist diesen Menschen ein Vorbild und zeigst, dass man selbst in die Tat kommen muss, um aus dieser Einsamkeit heraus zu kommen. Es wird sich nur etwas ändern, wenn ICH etwas ändere. Das ist nicht immer ganz leicht - aber der einzige Weg aus der Einsamkeit! LG Martina

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  8. Liebe Irmi, ich finde es ganz wunderbar, dass du dich gegen die Einsamkeit entschieden hast. Insbesondere, dass du die Menschen auf einem Teil ihres Weges begleitest ... das ist eine ganz wichtige Sache.
    Ich wünsche dir einen schönen Start in die neue Woche - liebe Grüße von Carola

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  9. Liebe Irmi,
    Dein heutiger Post ist wunderbar, dem ist nichts hinzuzufügen !
    Ich wünsche Dir eine schöne Woche
    LG
    käthe

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  10. Liebe Irmi,
    einen nachdenklich stimmenden Post hast du heute geschrieben. Einsamkeit und Trauer...und das selbst wieder Aktiv werden. Ich finde es sehr wichtig, dass es viele Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren. So wie du! Besonders in der Sterbebegleitung. Ich erlebe es immer wieder im Dienst, wie wenig "Zeit" bleibt für die Sterbenden - und für diejenigen, die das Sterben begleiten. Und wie wichtig es ist, dass niemand diese Zeit allein verbringen sollte, der es nicht will. Ich wünsch dir weiterhin viel Kraft und sende dir viele liebe Grüße, Anke

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  11. Liebe Irmi,
    jeder Mensch ist anders, und jeder wird mit der Einsamkeit anders umgehen. Ich lese aus Deinen Zeilen, dass Du ein starker Mensch bist, und dass Du viel zu geben hast, sieht man an Deinen Posts. Du machst das ganz wunderbar, und ich glaube, dass Du auch schwächeren Menschen mit Deinen Zeilen Mut machen kannst.
    Liebe Grüße, Silke

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  12. Liebe Irmi,
    das hast du wunderbar geschrieben ♥
    LG Sabine

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  13. Liebe Irmi,
    Einsamkeit ist - wie du so fein beschreibst - wirklich etwas völlig anderes wie Alleinsein!
    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viele "gemeinsame" Stunden und - wenn Du es möchtest - auch gute Stunden des Alleinsein.
    Hab einen guten Wochenstart,
    herzlichst
    moni

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  14. ES gibt Menschen, die schreiben, sagen, dass sie inmitten vieler Menschen einsam sind. Darunter auch Schauspieler, Sänger, Künstler eben. Die haben sich deswegen das Leben genommen. Es kommt also nicht auf das Niveau des Menschen an. Erst wenn man sich des eigentlichen Seins erinnert, kommt Sinn in das Leben und was du sagst, Du musst nicht glauben, dass eines Tages jemand kommt, der dich daraus befreit. Den Schritt musst du selber tun. Lesepate sein finde ich toll.
    Danke für die immer spannenden Themen

    Liebe Grüße von Swan

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  15. Liebe Irmi
    ein wunderbares berührendes Posting und erlebt habe ich das in meinem Leben schon öfters schon als Kind wenn ich das so für mich denke ist doch schlimm um so froh bin ich dass ich einen loieben Menschen habe aber hätte ich selber nicht mich da raus gezogen wäre ich heute alleine in meinem Herz!
    Dir wünsche ich noch viele tolle lustige und interessante Gespräche mit den Lesenkinder!
    Ich freu mich auch immewr wieder auf deine gefühlsvollen interessanten Posting von dir!
    Liebe Umarmung aus dem Norden
    Elke

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  16. Liebe Irmi,
    Deine Ausführungen kann ich nur unterstreichen. Mein ganzes Leben hatte ich mit alten und auch einsamen Menschen zu tun.
    Man nur etwas verändern kann, fängt man bei sich selber an, das habe ich mir auf die Fahnen geschrieben. Für viele ist es nicht so einfach, aber verkriechen ist der falsche Weg.
    Dir weiter gute Erholung und Schonung, Klärchen

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  17. liebe irmi, dein satz: ich bin allein aber nie einsam ..., hat mir gänsehaut bereitet und ich finde super was du machst und wie du denkst :)
    liebe grüße!

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  18. Liebe Irmi, ein sehr berührender Text.

    lg kathrin

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  19. Sehr schön geschrieben , liebe Irmi . Einsamkeit ist das , was wir daraus machen . Wir müssen nur etwas dafür tun , dass wir nicht einsam sind . Leider gibt es viele Menschen , die nichts dafür tun .
    Liebe Grüsse Heike

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  20. Vermutlich ein Gefühl, das alle kennen,
    inmitten von einer Menschenmenge sekundenlang oder in den Seniorenresidenzen bei geöffneter Tür.
    Es kommt auf den Umgang mit der Einsamkeit an, sie kann heilsam sein wie eine Auszeit, neue Kraft geben für einen Neubeginn, sie kann gewiss auch traurig und depressiv machen.
    Wem plötzlich alle Brücken wegbrechen, jeder Einfluss und Machbarkeit z.b. durch Krankheit oder persönliche Veränderungen muss dennoch nicht unter ungewollter Einsamkeit leiden.
    Unzählige Angebote gibt es vor Ort und im netz, Möglichkeiten sich einzubringen oder für sich zu nutzen.
    Einigen sind Tiere die besten Helfer in ihrer Einsamkeit geworden, es können auch Bücher, Hobbys und Freizeitgestaltung eine Hilfe sein, Einsamkeit muss kein Dauerzustand sein.
    Liebe Irmi, deine Einstellung mit der Neugier auf das Leben und die Menschen in ihrer Vielfalt ist wie eine geöffnete Tür.
    Herzliche Grüsse von der kelly

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  21. Liebe Irmi,
    Wir sollen alle Dir danken für das bewundernswerte Vorbild!
    Schon zehn Jahre ohne Mannlieb das ist lange und du hast es auch ganz gut einen neuen Inhalt gegeben.
    Viel liebe und eine feste Umarmung; wir alle wissen nie wenn auch unsere Welt ganz anders wird.
    Mariette

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  22. Hallo Irmi,
    ...jetzt drücke ich dich mal ganz doll lieb!
    LG Heidi

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  23. Wahre Worte! Und beeindruckende! Einsamkeit ist aber nicht nur ein Problem des Alters, ich glaube, es gibt auch immer mehr jüngere Leute, die da aus verschiedensten Gründen allein und einsam sind! Aber wichtig ist halt auch, dass man selbst was tut!
    Liebe Grüße
    Mary

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  24. Gut gesprochen, liebe Irmi! Und ich stimme Dir vollkommen zu. Mein Mann und ich sehen es ähnlich. Es sind inzwischen durch unsere Bikertouren so viele nette Begebenheiten gewesen, die uns in Zeiten der weniger aktiven Möglichkeiten gut Gesprächsstoff liefern als auch überhaupt interessante Begegnungen. Es muss dabei nicht gleich die große Freundschaft erwartet oder verlangt werden, ganz im Gegenteil: Wir treffen Leute und wenn wir uns mögen, ergibt sich ein Mehr von selbst.
    Zwischendurch bin ich gerne so ganz bei mir, um mich in meine Kunst zu vertiefen was mit viel Gesellschaft gar nicht möglich wäre, da es ablenkt. Einsamkeit ist etwas anderes! Und Du beschreibst es.
    Was ich auffällig bei jungen Menschen jedoch beobachte, sie sind in meinen Augen einsam, sie machen sich dazu, weil sie sich viel zu sehr in die Abhängigkeit von Handy & Co. begeben....

    Mit sonnigen Grüßen, Heidrun

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  25. Dein Post hat mich sehr berührt du Liebe...

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.