Dienstag, 4. April 2017

Dies und Das über die Völkerwanderung

Auswanderungen und Fluchten gab es schon immer. Eine halb verhungerte Schar von Germanen kämpft sich durch Schnee und Wind. Sie sind auf der Flucht vor Attila, dem Hunnenkönig. Die Donauschwaben in der kargen Landschaft des russischen Ural kämpfen mit der Natur ums Überleben. Der Zar hatte sie eingeladen, das Land urbar zu machen und in Besitz zu nehmen. Stalin wird sie in den Osten der Sowjetunion verbannen. Erst in den 1970er Jahren - nach zwei Jahrhunderten -  dürfen sie nach Deutschland zurück. Wieder daheim, werden sie Russlanddeutsche genannt.
Junge Männer mit dunklen Haaren sitzen eng zusammengepfercht auf einem Seelenverkäufer in Richtung Griechenland. Sie haben viel Geld bezahlt an illegale Schlepperbanden, die sich an den Ängsten und Hoffnungen der Flüchtlinge satt fressen.
Schwarzwälder Bauern, Germanen und Goten, Donauschwaben oder Syrer - es gibt viele Beispiele überall auf der Welt und in allen Zeiten, dass Menschen sich aufmachten, Glück, Frieden und Wohlstand zu suchen. Von der Völkerwanderung, die keinesfalls, wie der Name glauben machen will, eine Wanderung  war, sondern eine kriegsbedingte Flucht und deren Beginn von Historikern auf die Jahre um 375 gelegt wird, bis zur aktuellen Flucht der Syrer nach Deutschland und Europa sind Wanderbewegungen zu belegen. Und sogar viel früher.
Wenn man so will, ist auch der Oma sapiens aus dem östlichen Zentralafrika nach Europa eingewandert. Doch der fand menschenleere Landschaften vor. Er hatte einen langen Weg der Ausbreitung hinter sich, der 100 000 Jahre dauerte. Und die Gattung kommt bis  nach Mitteleuropa. Der Urmensch aus Mauer, homo heidelbergensis, ist ein Nachfahre dieser Einwanderer. Völlig unbesiedelt ist Europa allerdings doch nicht. Der körperlich robustere aber evtl. empfindsamere Neandertaler ist schon da . Er fertigt Flöten und macht Feuer, doch geistig und technologisch ist er unterlegen. Er vermehrt sich zu langsam und stirbt aus. Bis auf ein paar Gene, die er bei der biologischen Durchmischung mit dem homo sapiens in unserem Erbgut platziert und die wir bis heute in uns tragen.
Wenn man etwas genauer hinschaut, dann finden sind in allen Zeiten und allen Regionen  so genannte "Auswanderer". Es sind Ausbreitungsbewegungen, Siedlungsbewegungen, Fluchtbewegungen, Menschen auf der Suche nach Lebensraum, nach Sicherheit, nach Wohlstand, nach Glück, nach Selbstverwirklichung. Wobei die Auswanderer im 19.  und frühen 20. Jahrhundert in den sogenannten Wilden Westen oder nach Russland nicht auf einheimische Siedler trafen - in den USA waren es die hoffnungslos unterlegenen Indianerstämme, die den nachdrängenden Europäern Platz machen mussten. In Russlands Weiten  gab es zu wenige Bewohner und viel Platz.
Heute ist die Welt voll von Menschen. Weiße Flecken gibt es keine mehr. Wenn sich daher in dieser Welt jemand auf die Suche begibt nach einem Ort, wo er willkommen ist, dann müssen andere zusammenrücken. Dies ist der Punkt, an dem Konflikte entstehen. Darin unterscheiden sich aktuelle "Völkerwanderungen" von allen historischen Wanderungs- und Siedlungsbewegungen.
(Quelle: Vortrag über die Willkommenskultur)

Herzlich willkommen

Kathrin.

Ich freue mich, dich am Nekarstrand  begrüßen zu dürfen. Nimm Platz und fühl dich wohl hier.

 

22 Kommentare :

  1. In der Willkommenskultur...
    Moin Irmi,
    bekannt aus der Schulzeit, in Bremerhaven gibt es das Auswandererhaus und ich hab meine Heimatorte genannt, vertraut seit der Kinderzeit.
    Der Begriff *Flüchtlinge* ist mir noch bekannt, meine Mutter wurde aus Westholland evakuiert während des 2. Weltkrieges und weitere wohnten bei uns, sie kamen aus Schlesien. Verfolgung, Not, Hunger und der Wille zum Überleben hält alles Lebendige in Bewegung.
    Probleme hab ich mit dem *Alten Fritz* und seinem Ausspruch *jeder nach seiner Fasson*, ohne Anpassung geht es noch meiner Meinung nicht.
    Liebe Grüße von der Kelly

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  2. Liebe Irmi,
    oft haben solche Wanderungen leider viel mit Gewalt zu tun, ich habe mal ein Buch von Karl Heinz Deschner über die Einwanderung nach Amerika gelesen. Aus Sicht der Ureinwohner war das wohl mehr ein Eroberungszug.
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  3. Liebe Irmi,

    mit diesem Thema ist irgendwie fast jeder damit betroffen. Man braucht nur in der eigenen Familie mal nachforschen, wo sie herkommen, wo sie einst gelebt hatten. Meine Urgroßeltern lebten in Posen, meine Vorfahren von meinem Vater sind von einer Klosterinsel, die im Rhein war.
    Meine Eltern selber hat es durch den Krieg nach Sachsen verschlagen. Zu Hause waren sie in NRW und Köln.

    Mir fallen spontan zig Sachen ein von Völkerwanderungen ein. Ein Denkmal zu diesem Thema habe ich in Breslau gesehen, wo die Menschen vertrieben worden sind.

    Ich wünsche dir einen schönen Tag
    mit lieben Grüßen
    Paula

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  4. Moin liebe Irmi,
    wieder ein interessanter Artikel, danke dafür. Meine Eltern waren auch Beide Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg. Schönen Tag wünsche ich Dir.
    LG Helga

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  5. Liebe Irmi,
    ein sehr guter Artikel ist das!Er zeigt die Probleme auf, die schon immer durch "wandernde Völker" entstanden sind.
    Angenehmen Dienstag und lieben Gruß
    moni

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  6. Ich rühr mich hier nicht weg !
    LG Rosinchen ♥

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  7. Liebe Irmi
    Völkerwanderungen hat und wird es immer geben. Wer weiss was die Klimaänderung da noch für Auswirkungen hat.
    Ein sehr interessanter Post.
    Liebe Grüsse
    Barbara

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  8. Gut, dass Du darüber schreibst. Wir vergessen nur zu leicht, dass Migration kein Phänomen der heutigen Zeit ist, sondern dass es Völkerwanderungen schon immer gab. Wäre dem nicht so, säßen wir heute noch alle gemütlich in Afrika.
    Lieben Gruß
    Katala

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  9. Meine liebe Irmi,
    da hast Du wieder ein sehr interessantes und noch immer aktuelles Thema aufgegriffen! Danke für diesen interessanten und informativen Post!
    Hab einen wunderschönen Nachmittag!
    ♥ Allerliebste Grüße und einen festen Drücker,Deine Claudia ♥

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  10. Man kann diese Sachverhalte nicht genug und immer wieder deutlich machen. Und wie den Kommentaren zu entnehmen ist, hat fast jeder einen solchen Migrationshintergrund. Wie du weißt, komme ich väterlicherseits aus deiner Gegend. Und die war in der Vorzeit von Kelten besiedelt, bevor Germanen und Römer aufeinander trafen. Und mütterlicherseits gibt es Schlesier, die nach Mähren gezogen waren. Was bin ich da? Biodeutsche? Bezogen auf meine Tochter und meine Enkelinnen wird das noch komplizierter.
    Unsinnige Ideen werden momentan immer wieder produziert.
    GLG
    Astrid

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  11. Ohne viel dazu zu schreiben, möchte ich, liebe Irmi, nur eine kleine Ergänzung bringen, die auf die politisch erzwungenen Völkerwanderungen hinweist. Die Ausweisungen der deutschen Schlesier und der Sudetendeutschen im Ergebnis des zweiten Weltkrieges fallen darunter.

    egbert

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  12. Liebe Irmi, ein sehr aktueller Beitrag! Ja, auch ich habe Migrationshintergrund, wenn das auch schon lange her ist. Die Migrationen im Habsburgerreich haben meine Vorfahren betroffen. Ich sende dir liebe Grüße aus dem noch immer sonnigen Wien.

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  13. Eine Tante von mir (angeheiratet) stammte aus Schlesien. Sie hat noch heut - mit über 80 Jahren - einen eigenartigen Dialekt behalten.
    Eine Völkerwanderung der Schnecken findet gerade bei uns statt. Kaum ist es feucht, sieht man sie überall auf den Wegen und im Gras. Große weiße Weinbergschnecken, sie sind nicht zu übersehen.
    Liebe Grüße von Kerstin.

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  14. Liebe Irmi,
    ich war schon mal hier, aber musste Deinen Beitrag erst einmal verinnerlichen bevor ich etwas dazu schreibe. Aus welchen Gründen auch immer, wir sollten unsere Willkommenskultur hochhalten. Es gibt schon kurioses dazu zu erzählen.
    Norweger, Schweden und Dänen können sich in ihrer eigenen Sprache jeweils gut verständigen, kommen nun die Finnen (Heimat meiner Mutter) dazu versteht sie keiner, obwohl alles zu Skandinavien gehört. Der Sprachstamm der Finnen ist mit dem ungarischen und sogar türkischen verwandt.
    Ein guter Freund von mir ist Türkei und wir haben mal einen Vergleich gemacht, viele Worte ähneln einander.
    Ich finde es schön, das Du darüber geschrieben hast und ich staune immer wieder über Dein Wissen.
    Einen schönen Abend und liebe Grüße
    Kirsi

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  15. Ich möchte ein Wort des letzten Absatzes aufgreifen: Wir müssten zusammen rücken! Ja, genau das ist heutzutage unser Problem. - Ich hab schon des Öfteren gehört: Warum sollte ich das tun? -- Antwort: Weil auch du in die Situation kommen könntest und dich über andere Menschen, die dich gerne aufnehmen, freuen würdest!
    Danke, dass du ein so 'heißes Eisen' anfasst! LG Martina

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  16. Meine Mutter ging hin, und kam mit uns zurück.... Ich bin auch eingewandert, auch wenn ich von da bin.
    Herzlichst
    yase

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  17. Liebe Irmi, ja solche Wanderungen ziehen sich durch die Geschichte der Menschheit.
    Liebe Grüße an dich!

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  18. Hallo Irmi,
    wohl kaum jemand hat in seiner Familie keine Vorfahren aus anderen Landen.
    Bei mir kamen die Ahnen aus England und aus dem östlichsten Teil Europas.
    Seit mehren Generationen sind wir einfach Deutsche und ich fühle mich auch so.
    Da ich als Kind die Flucht aus Ost- nach Westdeutschland erlebt habe, es waren keine schönen Erlebnisse,
    habe ich viel Verständnis für Menschen aus anderen Ländern. Wie viel schwerer ist es sich zu integrieren, wenn man noch nicht einmal die Sprache versteht und so völlig andere Wertevorstellungen mitbekommen hat. Es wird ein langwieriges Unterfangen, aber irgendwann werden auch die Menschen, die heute zu uns kommen so wie ich einfach Deutsche sein.
    Liebe Grüße,
    Anette

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  19. Danke für deinen Beitrag zur Völkerwanderung- es gibt sie seit Menschengedanken, steht auch in der Bibel. Bis in unsere JETZTzeit gibt es sie: im TV habe ich letzte Woche einen Beitrag über jüdische Äthiopier gesehen, die 200 Jahre mit ihrem Volk auf das < gelobte< Land Israel gewartet haben und jetzt einwandern durften. UNS- WAS GANZ BESONDERS hervorkam, ALLE müssen dazu lernen von und miteinander, nur so gelingt Integration.
    Gruß zu dir
    heiDE

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  20. Ich habe auch auswandern müssen, das war 1945 da war ich knapp 4 Jahre. Vom Warthegau nach Norddeutschland, obwohl von Deutschland nach Deutschland, gab es dennoch Probleme, man mochte uns nicht so besonders. Eine Willkommenskultur, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht, da musste jeder ums Überleben kämpfen. Heute beteilige ich mich bei der Eingliederung der Flüchtlinge, weil ich weiß, wie gut es tut, wenn sich jemand um einen kümmert. Mir liegen besonders die Kinder am Herzen, ich mache Hausaufgabenbetreuung, und anderes mehr.
    Ich glaube, Völkerwanderungen wird es immer geben.
    Lieber Gruß
    von Edith

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Ich freue mich über jeden Kommentar und möchte mich auf diesem Weg recht herzlich dafür bedanken. Kommentare sind wie das Salz in der Suppe. Ohne fehlt sehr viel.