Jahrzehntelang war der Name Gandhi mit der Macht in Indien verbunden. Gemeint ist aber nicht Mahatma Gandhi, die Ikone des friedlichen Widerstands, sondern die Familie an der Spitze der Partei Indian National Congress, die einen Großteil der inzwischen 70-jährigen Unabhängigkeit des Landes an der Macht gewesen ist. Nun scheinen sie davon so weit entfernt zu sein wie noch nie.
Indiens erster und am längsten amtierender Premier Jawaharlal Nehru begründete die Dynastie. Der Name Gandhi kam durch die Ehe seiner Tochter Indira ins Spiel, die bislang als einzige Frau Premierministerin wurde. Am 19.11.2017 wäre sie 100 Jahre alt geworden.
Durch ihren Vater und dessen Freund und Weggefährten Mahatma Gandhi kommt Indira Pryadarshini Gandhi, geb. Nehru, schon früh mit der Politik in Berührung. Ihre Jugend ist unstet, sie lebt u.a. in Allahabad, Genf, Paris und London. 1942 heiratet sie Feroze Gandhi. Mit dem berühmten Unabhängigkeitskämpfer ist er nicht verwandt oder verschwägert - doch der Name wird ihr fortan helfen.1964 wird sie Ministerin, 1966 Premierministerin.
(Foto dpa)
Indira Gandhi wird als Architektin des aufstrebenden und modernen Indien mit einem Herz für die Armen verehrt. Zu ihren größten Leistungen zählt die "Grüne Revolution". Die Modernisierung der indischen Landwirtschaft, die erstmals die Grundversorgung der Bevölkerung gewährleistet und Millionen Kleinbauern aus extremer Armut befreit.
Zugleich hat Gandhi aber auch mit gewaltigen Problemen zu kämpfen: Dürren, separatistische Bewegungen, religiöse Konflikte und ein kurzzeitiger Krieg mit Pakistan erschüttern den Subkontinent. Auch Indira Gandhi erweist sich zunehmend als skrupellose Machtpolitikerin. Als sie 1975 wegen des Missbrauchs von Staatsbediensteten zu Wahlkampfzwecken verurteilt wird, verhängt sie einen zweijährigen Ausnahmezustand, um politische Gegner zu verfolgen und Medien zu zensieren. Rund 110 000 Menschen werden ohne Gerichtsverfahren inhaftiert, 22 von ihnen sterben in Haft.
Trotz - oder vielleicht gerade wegen des Ausnahmezustands verliert sie 1977 die Wahlen. Danach baut sie die Partei neu auf. Mit Erfolg. Nur drei Jahre später ist sie erneut Premierministerin.
In ihre zweite Amtszeit fällt vor allem die Operation "Blue Star". 1982 verschanzen sich extremistische Sikh im Goldenen Tempel in Punjab, ihrem größten Heiligtum. Nach mehreren gescheiterten Befreiungsversuchen lässt Indira Gandhi das Militär vorrücken. Bei der gewaltsamen Befreiung sterben 400 Soldaten und wohl über 2000 Sikh. Ein Teil des Tempels wird total zerstört.
Am Ende wird Indira Gandhi selbst ein Opfer der Gewalt: 1984 wird sie nahe ihrem Bungalow in Neu-Delhi von zweien ihrer Sikh-Leibwächter erschossen.
Heute liegt ihre Partei, die von Indiras Schwiegertochter Sonia und deren Sohn Rahul (47) geleitet wird, am Boden. Bei der Parlamentswahl vor drei Jahren bekam sie nur 44 von 543 Sitzen - weniger als je zuvor.
Es ist ein zwiespältiges Erbe, das Indira Gandhi hinterlässt. In die Geschichte ist sie eingegangen als große Reformerin - aber auch als Politikerin, die am Ende den Verlockungen der Macht erlag.
Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter:
Der Mensch beherrscht die Natur,
bevor er gelernt hat,
sich selbst zu beherrschen.
(Albert Schweitzer)
Guten Morgen Irmi,
AntwortenLöschendie Erinnerung an *Macht* und Missbrauch gerade jetzt wo die *Herrschenden* sich in Afrika treffen um das weitere Vorgehen zu *planen* und dann das Zitat von Albert Schweitzer, zeigt die Vernetzung in der Welt...
Das geheimnisvolle Indien hat noch einige Überraschungen parat, positiv und negativ. Für die Bevölkerung aller Erdteile bitte ich um Frieden und Gerechtigkeit!
Himmel hilf!
Eine der Fragen auf meiner Konfirmationsprüfung vom Pastor:
Wann beten/bitten die Menschen?
Wenn sie in Not sind!
LG Kelly
Moin liebe Irmi,
AntwortenLöschenda hast wieder sehr wissenswertes geschrieben :-). Was mich so aufregt, ist die Behandlung der Frauen dort - immer wieder Vergewaltigung und Mord :-(.
LG Helga
Das war sehr spanndend zu lesen, liebe Irmi!
AntwortenLöschenglg Susanne
Einmal an die Macht gekommen, macht skrupellos, egal ob Frau oder Mann. Wenn dann noch Geld ins Spiel kommt, wird es sehr gefährlich. Das haben wir erlebt und das erleben wir tagtäglich, es ist schon schwer, alles ansehenn zu müssen und nur in bescheidenem Umfang helfen zu können. (Flüchtlinge) Indira war zu Lebzeiten eine imponierende Frau, große Hoffnungen hat man auf sie gesetzt, besonders die Frauen in Indien, doch leider folgte auch sie den Machtstrukturen und wurde ihrer Rolle als "Heilsbringerin" nicht gerecht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
von Edith
Das war ja spannend - danke Irmi - tolle Kurzfassung - tja die Macht ist eine schlimme Verlockung- früher und heute-LEIDER!!!
AntwortenLöschenEinen schönen Tag liebe Irmi!
Liebe Irmi,
AntwortenLöschenman muss eben wissen, auch mächtige, "große" Figuren in Vergangenheit (und natürlich auch der Gegenwart) waren und sind eben doch letztendlich nur Menschen mit menschlichen Fehlern.
Angenehmen Donnerstag und lieben Gruß
moni
Manchmal ist es besser auch mal los zu lassen. Besonders den Griff zur Macht. Ich beobachte seit ca. zwei Wochen Simbabwe intensiver, ein Land, das wir schon bereisten, und kann nur sagen Macht sollte man erst gar nicht versuchen zu vererben. Es muss ein Umdenken statt finden und die Leute müssen lernen und akzeptieren, dass man NUR eine gewisse Zeit das Vertrauen der Bevölkerung beschenkt bekommt und zwar nur so lange, wie man sein Amt auch zum Wohle des Volkes einsetzt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Arti
Liebe Irmi,
AntwortenLöschenspannend! Und wie du es schreibst - zwiespaltige Gefühle im nachhinein. Und das Zitat passt besonders gut in die heutige Zeit...
Viele liebe Grüße, Anke
Sehr interessant, das meiste wusste ich noch nicht...aber schade ist es auch, das die Macht sie am Ende so verändert hat. LG Romy
AntwortenLöschenLiebe Irmi,
AntwortenLöschenIndira Gandhi hatte bestimmt Gutes im Sinn...aber die Verlockungen der Macht waren einfach größer...
und sind heute aktueller denn je...
Liebe Abendgrüße schickt Dir Traudi.♥
Bemerkenswert ist für mich, dass die Bevölkerung in Ländern wie Indien, Sri Lanka, Israel viel früher als hierzulande auch einer Frau zugetraut hat, das Land zu regieren. Nicht dass Frauen es automatisch besser machen. Aber als "zweite Hälfte des Himmels" sollte ihnen auch die Hälfte der Macht zufallen. Aber das können ja auch hierzulande auch etliche Männer nicht ertragen...
AntwortenLöschenEinen guten Start in die Adventszeit!
Astrid
Es ist bestimmt nicht einfach dieses Land zu regieren.
AntwortenLöschenMeine Bewunderung für diese Frau, leider sind wir Menschen alle nicht perfekt.
LG Heidi
astrid und Arti deren meinung teile ich, die Kurzbiographie Indira Ghandis - die ich als eine bemerkenswerte Frau empfinde - ist gut recherchiert und niedergeschrieben, damit füllst du, liebe Irmi sicherlich vielerlei Wissenslücken bei dem einen oder anderen der noch nicht von ihr/über sie gelesen hat....unternimmst quasi Geschichtsunterricht der freundlichsten überhaupt nicht lehrhaften Sorte.
AntwortenLöschenes war interessant zu lesen und selbst darüber durch deine Worte nachzusinnen...
liebe Grüße in deinen 1. Advent...
herzlichst Angelface