Nostradamus ist mehr als 450 Jahre tot und trotzdem faszinieren uns seine Verse auch heute noch.
Kürzlich habe ich mir das Buch wieder vorgenommen, nachdem ich einen Bericht von Michael Abschlag gelesen habe.
14.12.1503 - 02.02.1566
Für die einen war er ein Prophet, die anderen taten ihn als Schwindler ab. Er soll Adolf Hitler vorausgesagt haben und Napoleon, den 11. September und Hiroshima. In Hunderten rätselhaften Versen prophezeite er Kriege, Revolutionen und Naturkatastrophen. Nostradamus, Apotheker, Arzt und Astrologe, fasziniert und polarisiert bis heute. War der Mann, der vor 500 Jahren in Frankreich lebte, tatsächlich ein Hellseher, wie manche glauben? Oder ein Spinner? Oder schlicht ein besonders begnadeter Scharlatan?
Schon das Leben des wohl berühmtesten Propheten der Geschichte steckt voller Rätsel. Nostradamus, eigentlich Michel de Nostredame, wird 1503 im südfranzösischen Saint-Rémy-de-Provence als Sohn eines Kornhändlers geboren. Seine früheste Kindheit verbringt er wohl bei seinem jüdischen Urgroßvater, der ihn unter anderem in Astrologie (damals eine anerkannte Wissenschaft) und der Kabala unterrichtet. Ganz sicher ist das aber nicht. Später zieht Nostradamus zum Medizinstudium nach Avignon, muss es aber aufgeben, weil die Pest ausbricht, und er wird Apotheker. Es folgen rastlose Wanderjahre mit Stationen in Montpellier, Marseille und Aix sowie im Elsass, in Lothringen und Italien, ehe er sich schließlich in Salon in der Provence niederlässt und eine Familie gründet.
1550 beginnt Nostradamus seine Prophezeihungen zu verfassen, die er fünf Jahre später erstmals öffentlich macht. Es handelt sich um Gedichte - sogenannte Centurien - die aus jeweils 100 Vierzeilern bestehen. In jährlich erscheinenden Almanachen veröffentlicht er die Weissagungen, die, wie er seinem Sohn später erklärt "von heute bis ins Jahr 3797" reichen.
Die prophetischen Gedichte finden schnell Verbreitung und stoßen auch auf das Interesse von Katharina de Medici, der Gattin des französischen Königs. Nostradamus wird an den Hof gerufen und steigt möglicherweise sogar zum Leibarzt des Königs auf. 1566 stirbt er als reicher Mann, nachdem er zuvor - so die Legende - seinen Tod vorausgesagt hat.
Seine rätselhaften Schriften bleiben populär. Zahlreiche historische Ereignisse lesen Anhänger aus ihnen heraus, allerdings stets erst im Nachhinein.
Dass Nostradamus` Texte so faszinierend und vieldeutig sind, liegt auch an ihrer Form. Die genaue Reihenfolge der Quatrains (Vierzeiler) ist oft unklar. Geschrieben sind sie in einer schwer zu übersetzenden Mischung aus Latein, altertümlichen Französisch und Provenzalisch. Zudem nennt Nostsradamus nur selten konkrete Orts- und Zeitangaben. Er benutzt eine metaphorische Sprache. All das mach die Texte vielseitig interpretierbar.
Für seine Anhänger sind sie deshalb eine wahre Fundgrube. Wesen, "halb Mensch, halb Schwein, wenn Kriege in Lüften toben" - dieser Vers gilt vielen als Vorausahnung von Luftkämpfen und Gasangriffen. Und den von Nostradamus genannten "Hister" (ein alter Name für die Donau) identifizieren seine Anhänger natürlich mit Hitler.
Historiker gehen jedoch davon aus, dass Nostradamus in seinen Schriften die Erfahrungen seiner eigenen, von Krieg und Pest geprägten Zeit verarbeitet hat.
Man kann nur hoffen, dass er nicht Hellsehen konnte. Denn für die nahe Zukunft hat er einen Weltkrieg vorausgesagt. Das Jahr 2020 bringt nichts Gutes!
(Privatfoto)